laut.de-Kritik
Spaßbremsen und Spielverderber: Küsst mir den Schwanz!
Review von Dani Fromm"Wir sind der Grund, warum dir deutscher Rap peinlich ist", proletet es aus vollem Hals aus "H.I.T." Das, Jungs, hättet ihr wohl gern? Nee, nee. Ihr liefert - seit Jahren - Grund um Grund, warum man sich mit dem stinkenden Kadaver eines geschundenen Genres immer noch erheblich vergnügt.
K.I.Z. - damit dürfte man Fans wie Kostverächtern 2011 wirklich keine neuen Horizonte mehr eröffnen - haben Spaß am Spiel und fiese Freude an der Provokation. Tumbe Phrasendrescherei darf gerne als Stilmittel herhalten. Um sie zum Selbstzweck verkommen zu lassen, sind die Herren Kannibalen in Zivil glücklicherweise um Welten zu schlau. Wer glaubt, diese Jungs hätten intellektuell nichts auf dem Kasten, hat beim Popeln zweifellos ein wenig zu tief geschürft: Im K.I.Z.'schen Scheiß-auf-alles-Punk, ihren Mutterficker- und Eierschaukel-Posen stecken schlauere Analysen als in mancher Polit-Talkshow.
Herrlich inkorrekt zeichnet auch "Urlaub Fürs Gehirn" wieder Genderbilder, die Feministinnen die Tränen der Verzweiflung in die Augen treiben - doch etwas anderes tut der gesellschaftliche Ist-Zustand schließlich auch nicht. K.I.Z. werfen mit Zitaten aus der Musik- und Filmgeschichte um sich und überzeichnen dabei Stammtisch- und Scheißhausparolen bis ins Comichafte, ziehen den Bierernst - auch den, der die Hip Hop-Kultur zu ersticken droht - ins Lächerliche. An Lustkiller, Spaßbremsen, Spielverderber richtet sich die Aufforderung: "Küss Mir Den Schwanz".
Keine Frage: "K.I.Z. sind die Guten." Schon allein für ihre herzerwärmende Durchgeknalltheit muss man sie lieben. Die grandiose Promoaktion, ein vermeintlich geleaktes Album in die Weiten des Netzes zu entsenden, das von vorne bis hinten aus Fakeversionen der einzelnen Tracks besteht, setzt dem noch das Sahnehäubchen auf.
Zum Höhepunkt ihrer Diskografie reicht "Urlaub Fürs Gehirn" trotzdem nicht. Bedauerlicher noch: Die Platte nervt erheblich. Geschrei, ewige aufgesetzte Berlinerei und überstrapazierte Haudrauf-Attitüde zerren im Verbund erheblich am Geduldsfaden. Dazu gesellt sich noch der über die Maßen anstrengende Sound.
Fett produziert wirken die Tracks zwar. Bässe platzen vor Volumen nahezu aus den Nähten, es bratzt und scheppert mit bewundernswerter Macht. Oft hinterlassen die Klangkulissen dennoch seltsam ratlos. Was soll das theatralische Gesinge im Titeltrack? Was genau die ekelhaft eingängige Hook?
Auch, wenn man damit vermutlich ihre Allgegenwärtigkeit aufs Korn nehmen will: Autogetunete Gesänge klingen in "Heiraten" halt kein Stück weniger scheiße als anderswo. Den Posten "Abteilungsleiter Der Liebe" hat, dachte ich eigentlich, KAAS für sich reserviert. Auf seinem Machwerk "Twilight Zone" wäre Maxims Solotrack jedenfalls auch nicht angenehm aufgefallen.
Nicos Alleingang als "Der Durch Die Scheibeboxxxer" stresst - zusätzlich zum Hauptstadt-Dialekt-Gebrüll - mit Stromgitarren und Synthieüberdosis. Der Schritt zum Silberrücken unter den Brüllaffen, zu Tony D - wie der Endlos-Kiffertrack "Koksen Ist Scheisse" noch unterstreicht - ein winziger.
Den musikalischen Ausbruch wagt allein Tarek - kein Wunder, benutzt er für "Fleisch", für Titel und Instrumental, eins zu eins bei Brotha Lynch Hungs "Meet". "Lauf Weg" mantscht, wo wir schon beim Thema sind, ebenfalls spaßig in Horrorcore-Gefilden.
Den Tiefpunkt markiert allerdings "Mr. Sonderbar". Vocoder-Alarm! Angesichts dieser Arschbombe ins Gehör drängt sich akut die Frage auf, ob man sich damit noch von Party-Pogo-Pfosten wie den Atzen abgrenzen möchte - und wenn ja, wie? Dazu besser wie "zu dem Tiersex-Tape: kein Kommentar!"
Insgesamt höchst durchwachsen, dieser "Urlaub Fürs Gehirn". Hits des Kalibers "Hurensohn" gibts nicht, das heimliche Highlight "Tsetse Fliegenmann" bleibt ein Skit. "Ich glaub', diesen Text sollte ich noch etwas ausarbeiten." Och, wieso? An den Texten liegts sicher nicht. Beten wir - "wie das jeder Hip Hopper sollte" - dreimal an Tag zu Savas, dass sich die grassierende Elektro- und Eurodance-Pest irgendwann, wenn schon nicht ausrotten, so doch wenigstens wieder eindämmen lässt.
39 Kommentare
da habt ihr und..
erster haha
Obwohl ich ein großer Fan von KIZ bin, muss ich sagen: dieses Album ist ein Schlag in Gesicht, absoluter Müll. Der viel propagandierte Humor findet nicht statt, stattdessen nur hohles Phrasengedresche.
UfG ist im Gegensatz zu den Vorgängeralben nur ein Schatten seiner selbst.
Da geb ich mir doch lieber das neue Album von Favorite - wenn schon Assihumor,dann richtig.
"Wir sind der Grund, warum dir deutscher Rap peinlich ist" - Mit Recht!
Hm die Drei Punkte gehen völlig klar nur irgendwie aus den falschen Gründen. Der durch die Scheibeboxxer zum Beispiel ist ja nur die Fortsetzung zu Der durch die Türgeher und Los gehts. Das mit den nervigen Raps stimmt aber. Mr. Sonderbar hätte vom Beat her das nächste Spasst sein können (was soll denn da die abfällige Bemerkung zu dem Atzen Beat? Noch nie Hahnenkampf gehört?) aber diese Vocoderrhymes sind echt anstrengend und ziehen sich leider übers ganze Album. Im großen und ganzen ist das Album hörbar jedoch vermisst man schmerzlich die Skills wie sie u.a. bei Walpurgisnacht, Wie ein Truthahn, Scheiterhaufen oder Tanz zu hören sind.
also ich finde empfinde es auch als das schlechteste
kiz album. sie hätten lieber das "promo" album veröffentlichen sollen, des ist wenigstens wirklich lustig
Stünde nicht K.I.Z. drauf hätte es sicher nur 2 Sterne gegeben.
Die ersten drei Songs, "Abteilungsleiter der Liebe" und "In seiner Mutter"(!!!) stechen heraus, Tracks wie "Heiraten", "Fremdgehen" und "Raus aus dem Amt" check' ich überhaupt nich.
Schade, schade...
Habe bei der Promoversion auch wesentlich mehr zum Schmunzeln gefunden als hier,
oh gott, nix verstanden .. schade
die leute die von kiz eine große musikalische entwicklung erwarten sind genau die die kiz nur hören weils cool wurde , kiz sind sich treugeblieben und das verdient 5 sterne !