laut.de-Kritik
Ein König des Rap-Untergrunds hinterlässt seine Krone.
Review von Merlin EngelienEs gibt diese Künstler, bei denen freut man sich einfach auf jedes Release, egal ob lange vorher angekündigt, oder überraschend an einem Spotify-Freitag gedroppt, und es ist auf einmal da. Sobald das Auge das Album im Feed erblickt, weiß man, was die nächsten Wochen füllen wird.
Genau so läuft es auch bei KA und dessen Album "The Thief Next To Jesus". Im Kern ist das Werk eine Art loses Konzeptalbum, das sich mit der Beziehung zwischen Religion, Herkunft und Ethnie befasst. Dabei zeichnet KA mit seinen Worten scheinbar mühelos persönliche poetische Porträts, die das Leben als Afro-Amerikaner in den Staaten beleuchten.
Immer wieder zieht er dabei Vergleiche mit biblischen Sujets heran. Die zeigen den alltäglichen Kampf auf, doch die Richtung geht immer in Richtung Hoffnung. Aufgeben ist keine Option: "Speak thoughts sincere to spare the soul, I pray every cross you bear is gold."
Die Produktion, die KA wie gewöhnlich selbst zu verantworten hat, hält er dabei typisch minimalistisch bis atmosphärisch. Die gewohnten Soul-Samples wechseln sich ab mit Gospel-Chören, die Drums werden nur sporadisch bis gar nicht eingesetzt, und schon steht das Soundgerüst für KAs in sich gekehrte Lyrics, die er mit seinem Signatur-Flow veredelt: ruhig, unaufgeregt, aber dabei perfekt pointiert.
Fast schon prophetisch erwähnt KA auch immer den Tod als stetigen Begleiter. So heißt es in "Borrowed Time" unter anderem: "Few friends, I lost 'em, never said bye." Auch "Hope it's borrowed time when my time come" oder gar "I plan my death before I plan submission". Auch im Song "Beautiful" findet der Tod Erwähnung: "When I part, they grieve, pray the mark I leave".
Es fällt schwer, all diese Zeilen nicht mit KAs plötzlichem Ableben im Oktober in Verbindung zu bringen. Das misst jedem Wort einfach noch einmal eine tiefere Bedeutung bei. Ein König des Rap-Untergrunds hat uns verlassen, aber er hat uns mit "The Thief Next To Jesus" eine Krone vermacht.
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