laut.de-Kritik
Gitarren verdrängen den standardisierten Balladen-Pop.
Review von Joachim GaugerMit einem Jahr Verspätung kommt das zweite Album der 'American Idol'-Gewinnerin nun auch zu uns. Eigentlich unverständlich, die Verzögerung, räumte Kelly Clarkson in den USA doch so ziemlich alles ab, was es zu gewinnen gab. Und das ist irgendwie auch verständlich, schließlich lässt die Sängerin mit "Breakaway" den für Castings typischen standardisierten Balladen-Pop zumindest teilweise hinter sich.
Neben "Breakaway" wurden in den USA auch die rockige Uptempo-Nummer "Since You Been Gone" und "Behind These Hazel Eyes" bereits als Singles ausgekoppelt. Nach dem belanglosen Titelsong verzichtet "Since You Been Gone" zugunsten einer trockenen Basslinie in der Strophe und fettem Gitarrenbrett im Refrain ganz auf Keyboards oder Streicher.
"Behind These Hazel Eyes" geht zwar rockig los, nimmt das Tempo aber bald deutlich zurück und versucht später immer wieder vergeblich, mit krachigen Gitarren die sentimentale Stimmung zu vertreiben oder wenigstens aufzulockern.
"Because Of You" beschränkt sich auf Klavier, Streicher und Drums, obwohl der frühere Evanescence-Gitarrist Ben Moody an dem Song mitgewirkt hat. Überhaupt lässt es Kelly Clarkson im Mittelteil des Albums etwas ruhiger angehen, bevor die flotteren Rockpop-Nummern wieder das Regiment übernehmen.
Und die Rolle der aufsässigen Rockröhre liegt ihr doch deutlich eher als das Simulieren großer Gefühle - insofern ist der von ihr eingeschlagene Weg eindeutig der richtige. Besonders deutlich macht dies noch einmal der live aufgezeichnete Abschlusstrack "Beautiful Disaster", der in der Studiofassung schon von Kelly Debüt bekannt ist: Technisch versiert und sehr intonationssicher moduliert und tremoliert die Dame sich einen ab, ohne je das Herz des Hörers zu erreichen.
1 Kommentar
Moinsen,
bin grad von der Wikipedia-Seite zum Album hierher verlinkt worden. Mit etwas zeitlichem Abstand klingt "belangloser Titelsong" irgendwie süß. Aus meiner Sicht ganz klar einer der zehn größten Pop-Songs des neuen Jahrtausends...
Und den ganzen Castingrummel unserer Tage können wir beenden, denn mit Frau Clarkson wurde schon das Optimum erreicht, was aus dieser zurecht umstrittenen Musik-Machart entstehen kann.
Bis die Tage
Jimmy