laut.de-Kritik
Bärtige Nonne sucht Erleuchtung.
Review von Daniel StraubEs ist in letzter Zeit etwas ruhig geworden um Can Oral alias Khan. Vor einigen Jahren bereits hat er sein erfolgreiches House-Projekt Captain Comatose für immer in Rente geschickt und sich auch sonst rar gemacht. Ausnahmen von dieser Regel bildeten die Kollaborationen mit Stereo Total und DJ T. sowie ein paar wenige Releases auf seinem Label I'm Single.
Sein letztes Album "Who Never Rests" liegt aber nunmehr schon sieben Jahre zurück. Grund genug also, sich auf "The Enlightenment Machine" zu freuen und vor allen Dingen gespannt zu sein, was der nie um eine extrovertierte Geste verlegene Künstler im zwanzigsten Jahr seiner Karriere an Musik aus dem Studio in die Welt entlässt.
Überraschendes, soviel ist schnell gewiss. Deepen und dubbigen Schlafzimmer-House legt Khan als musikalische Leitlinie für sein Album fest. Dezent, ja beinahe schon vorsichtig in den Beats, reduziert und bewusst unaufdringlich in den Grooves, mit viel Freiraum für die Vocal: Das ist "The Enlightenment Machine". Ein kuscheliges Album, könnte man meinen.
Es wäre aber kein richtiges Khan-Album, besäße es nicht irgendwo noch einen doppelten Boden. Den gibt es in Form der fiktiven Rahmenhandlung. "The Enlightenment Machine" präsentiert sich als das Album einer bärtigen Großstadt-Nonne, die in Berlin nach Erleuchtung sucht. Verirrte Ethik, vertauschte Geschlechterrollen und billige Weisheiten liefern die Nahrung für Khans Vocals.
Zusammen genommen ergibt das ein wunderschönes Album, das im besten Fall wie eine Dream Machine von Brion Gysin funktioniert. Also einfach mal die Augen schließen und warten, ob die Musik von Khan tatsächlich psychoaktive Wirkungen entfaltet.
1 Kommentar
"Downliners Sekt - Silent Ascent" und "Francis Harris - Minutes To Midnight" müssen dringend rezensiert werden!!!