laut.de-Kritik

Die Sehnsucht nach Livegigs steigt ins Unermessliche.

Review von

Nicht mal zwei Jahre ließen die Kanadier zwischen ihrem Debüt und dem zweiten Album verstreichen. Eine gute Idee? Ja, denn während manche Bands verkrampfen, und man ihren neuen Songs den Druck, unter dem sie entstanden sind, in fast jeder Silbe anhört, ist das bei "Cooler Returns" überhaupt nicht der Fall.

Gut tanzbar, soll es sein. Die Texte mögen bitte ins Ohr gehen und gleichzeitig zum Nachdenken anregen – und schon hätten wir alle Floskeln runter gerattert, wie ein gutes Indierock-Album zu sein hat. Zwischen Lockdown-Gejammer oder happy Corona-Verdrängung bleibt da nicht viel übrig, sollte man meinen.

Kiwi Jr. haben sich aber sehr wohl diejenigen Themen rausgepickt, über die es sich zu musizieren lohnt. Diese sind teils politisch motiviert und gesellschaftlich relevant, aber auch mit emotionaleren Gedanken angereichert. Dabei klingt die Band weder depressiv noch anklagend oder verurteilend.

Mit das brisanteste Thema des vergangenen Jahres war die US-Präsidentschaftswahl. Passend dazu veröffentlichten Kiwi Jr. 2020 den Track "Undecided Voters" – eine kritisch ironische Beobachtung des Spektakels, das mit rockigen Riffs und eindringlichem Refrain erstaunlich leicht wirkt.

Auch der ebenfalls vorab veröffentlichte Titeltrack hebt die Stimmung. Die schnellen Rhythmen, die Stimme von Jeremy Gaudet und sarkastische Zeilen wie "I am not American / But I feel the beat sometime" steigern die Sehnsucht nach Konzertbesuchen ins Unermessliche. Und Kiwi Jr. ergeht es nicht anders: Im dazugehörigen Video stellen sie prompt einen nach - mit virtueller Bühne inklusive Stagediving in die tobende Menge.

Im Opener "Tyler" gibt man sich im Green Room unerfüllten Träumen hin. "And I know I can make it on my own / But sometimes, you don't have to leave it alone". Den Mittzwanzigern wird ganz schön auf den Zahn gefühlt. Doch anstatt depressive Stimmung zu verbreiten, kommt das Quartett ziemlich unbeschwert daher. Was Kiwi Jr. zu sagen haben, bringen sie kurz und knapp auf den Punkt, und dennoch lassen sie Interpretationsspielraum: ein fliegender Wechsel, der zeitweise auch von Mundharmonika und Klavier begleitet wird.

Ob in Erinnerungen schwelgend (" bringen sie diese Grundstimmung besonders gut auf den Punkt: "All of this heartache and sorrow (...) will be waiting for you with a bad tattoo of the past".

Allerdings machen es einem die vier Musiker ganz schön schwer, denn die Sehnsucht nach Livegigs und Clubabenden steigt, je länger man "Cooler Returns" hört. Bis dahin müssen wir uns eben mit dieser tollen Platte und besagtem digitalen Auftritt begnügen.

Trackliste

  1. 1. Tyler
  2. 2. Undecided Voters
  3. 3. Maid Marian's Toast
  4. 4. Highlights Of 100
  5. 5. Only Here fora Haircut
  6. 6. Cooler Returns
  7. 7. Guilty Party
  8. 8. Omaha
  9. 9. Domino
  10. 10. Nashville Wedding
  11. 11. Dodger
  12. 12. Norma Jean's Jacket
  13. 13. Waiting in Line

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