VÖ: 30. April 2021 (Premium Records (Soulfood)) Pop, Alternative
Seit zehn Jahren warten Klee-Fans auf ein neues Studioalbum. Zwar veröffentlichte die Kölner Band, die im Kern aus Sängerin Suzie Kerstgens und Pianist, Keyboarder und Zweitsänger Sten Servaes besteht, 2015 mit "Hello Again" ein Cover-Album, doch danach folgte wieder einmal eine lange Pause.
Schade, die ersten Alben finde ich immer noch sehr gut. Unhörbar macht die neue Platte aber der schlimme ich-atme-wie-nena-esque Vocal Mix. Das ist wie Schmatzen. Warum produziert man das so?
Es gibt keinen leckeren Griesbrei, also kann ich den auch nicht mögen wenn meinen Mama sich auch redlich Mühe gibt, den mit Früchten noch so lecker erscheinen zu lassen.
1. Optimismus (hier sicherlich völlig unbeabsichtigt einigermaßen tendenziös durch „Frohsinn“ ersetzt) im Angesicht „negativer Ereignisse“ (interessante Umdeutung des Zitats „Schönes wie Schlimmes“) ist unangebracht, oder kann nur – wie wir wenig später erfahren – „Scheinoptimismus“ sein.
2. Wer sich ins Leben stürzt, betreibt „Eskapismus“. Also steht der Begriff gar nicht für „Realitätsflucht“, sondern meint offenbar das Gegenteil.
3. Tears-For-Fears-Zitate (zumal in Kombination mit viel Bass, flächigen Synthies, discoidem Schlagzeug und samtigen Organen) sorgen dafür, dass Songs vor „Ausgelassenheit aus allen Nähten platzen“.
4. Betonte Coolness im Gesang kommt beim Thema Selbstoptimierung „penetrant rüber“. Merke: Bei gewissen Themen ist ausschließlich brennende Leidenschaft erlaubt, denn die ist niemals penetrant.
5. Rund 99% aller Pop-Songs, die bis heute geschrieben wurden, sind „unbedarft“, denn sie folgen dem Intro-Strophe-Refrain-Outro-Schema. Ah, sorry, das habe ich falsch verstanden: Nicht die Songs sind unbedarft, sondern ihr Schema. Moment, ein „unbedarftes“ Schema …?
6. Von mir völlig unbemerkt werden wohl alle naslang Songs über Museumswächter veröffentlicht. Das wäre zumindest eine Erklärung dafür, dass Bilder, in denen „es um eine Person geht, die „es Leid ist, täglich "Bilder" und "Menschen" zu bewachen“ zwangsläufig „abgedroschen“ sind.
7. Kursivieren knallt mehr, wenn man dabei nicht mit (amerikanischen) Anführungsstrichen geizt. Doppelt gemoppelt hält einfach besser.
8. Wer davon träumt, nach Australien zu reisen, der träumt falsch.
9. Gemächliches Plätschern gebietet sich nicht. Zumindest nicht für Songs. Die müssen vermutlich „rasant“ plätschern.
10. Wer „über die Höhen und Tiefen des Lebens sinniert“ (Abgedroschenheit liegt ganz offensichtlich im Auge des Betrachters), macht das auf die richtige Weise, wenn er dabei nicht von „gemächlichem Plätschern“ sondern von sparsamen Singer-Songwriter-Tönen begleitet wird. Zumindest dann, wenn diese mit „psychedelischen Streichern“ untermalt sind.
11. Galoppierender Adjektivismus ist the new black.
12. Optimismus darf nur im gedämpften Tonfall geäußert werden, sonst ist er des Teufels. Das scheint ein Kernanliegen dieser Kritik zu sein.
13. Die Herkunft („soziale Netzwerke“) bunter Einhorn-Bilder muss dem Leser sicherheitshalber erläutert werden – wäre ja schade, wenn eine so ausgefeilte Metapher als Rohrkrepierer endet.
14. Auf einem Song dieses Albums widmen sich Klee der Liebe.
15. Die Gruppe Rosenstolz besingt in ihren Songs gewöhnlich die kleinen Dinge, die eine Beziehung ausmachen.
16. Die Worte „was wie Rosenstolz klingt und zwar in schlecht“ lassen nur eine Schlussfolgerung zu: Der/die Autor*in findet Rosenstolz gut. Mit diesem Punkt erübrigt sich eigentlich alles andere.
17. Trotzdem sei vielleicht noch erwähnt, dass „romantische Urlaube in der Bretagne“ pfui sind. Blumenwiesen auch. Ganz undogmatisch natürlich.
Wird wohl Zeit, dass die während den letzten Monaten coronabedingt pausierten Partys wieder losgehen. Hat dir wohl schon länger keiner mitgeteilt, dass du auf diesen wahrscheinlich immer sehr viel Spaß verbreitest.
Kenn da einen Song, zugegeben etwas älter, der ging etwa so:
"Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elisium, Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligthum. Deine Zauber binden wieder, Was die Mode streng getheilt, Alle Menschen werden Brüder, Wo dein sanfter Flügel weilt."
Was für eine unangemessen optimistische Hymne an den Frohsinn. Wirkt in ihrer Unbedarftheit und Naivität hoffnungslos aus der Zeit gefallen. Lass mich raten: Rosenstolz?
♥ Du tanzt deine Flamencos so wild wie eh Morgens um halb sieben vor der Kneipe im Schnee Und brüllst dazu die Internationale Und scheißt auf die Völker und ihre Signale ...
Seit zehn Jahren warten Klee-Fans auf ein neues Studioalbum. Zwar veröffentlichte die Kölner Band, die im Kern aus Sängerin Suzie Kerstgens und Pianist, Keyboarder und Zweitsänger Sten Servaes besteht, 2015 mit "Hello Again" ein Cover-Album, doch danach folgte wieder einmal eine lange Pause.
Dass …
Schade, die ersten Alben finde ich immer noch sehr gut. Unhörbar macht die neue Platte aber der schlimme ich-atme-wie-nena-esque Vocal Mix. Das ist wie Schmatzen. Warum produziert man das so?
Schade. Das Interview mit Jan Müller war so sympathisch, aber tatsächlich musste ich auch sofort an Nena denken.
Hab das Interview heute auch gehört. Hat mir sehr gut gefallen. Fand sie manchmal etwas affektiert. Jan hat das gut überspielt.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
..wunderschönes Album..habe sie vermisst.
..entweder man mag sie, oder eben nicht.
Es gibt keinen leckeren Griesbrei, also kann ich den auch nicht mögen wenn meinen Mama sich auch redlich Mühe gibt, den mit Früchten noch so lecker erscheinen zu lassen.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
17 Dinge, die ich aus dieser Kritik gelernt habe:
1. Optimismus (hier sicherlich völlig unbeabsichtigt einigermaßen tendenziös durch „Frohsinn“ ersetzt) im Angesicht „negativer Ereignisse“ (interessante Umdeutung des Zitats „Schönes wie Schlimmes“) ist unangebracht, oder kann nur – wie wir wenig später erfahren – „Scheinoptimismus“ sein.
2. Wer sich ins Leben stürzt, betreibt „Eskapismus“. Also steht der Begriff gar nicht für „Realitätsflucht“, sondern meint offenbar das Gegenteil.
3. Tears-For-Fears-Zitate (zumal in Kombination mit viel Bass, flächigen Synthies, discoidem Schlagzeug und samtigen Organen) sorgen dafür, dass Songs vor „Ausgelassenheit aus allen Nähten platzen“.
4. Betonte Coolness im Gesang kommt beim Thema Selbstoptimierung „penetrant rüber“. Merke: Bei gewissen Themen ist ausschließlich brennende Leidenschaft erlaubt, denn die ist niemals penetrant.
5. Rund 99% aller Pop-Songs, die bis heute geschrieben wurden, sind „unbedarft“, denn sie folgen dem Intro-Strophe-Refrain-Outro-Schema. Ah, sorry, das habe ich falsch verstanden: Nicht die Songs sind unbedarft, sondern ihr Schema. Moment, ein „unbedarftes“ Schema …?
6. Von mir völlig unbemerkt werden wohl alle naslang Songs über Museumswächter veröffentlicht. Das wäre zumindest eine Erklärung dafür, dass Bilder, in denen „es um eine Person geht, die „es Leid ist, täglich "Bilder" und "Menschen" zu bewachen“ zwangsläufig „abgedroschen“ sind.
7. Kursivieren knallt mehr, wenn man dabei nicht mit (amerikanischen) Anführungsstrichen geizt. Doppelt gemoppelt hält einfach besser.
8. Wer davon träumt, nach Australien zu reisen, der träumt falsch.
9. Gemächliches Plätschern gebietet sich nicht. Zumindest nicht für Songs. Die müssen vermutlich „rasant“ plätschern.
10. Wer „über die Höhen und Tiefen des Lebens sinniert“ (Abgedroschenheit liegt ganz offensichtlich im Auge des Betrachters), macht das auf die richtige Weise, wenn er dabei nicht von „gemächlichem Plätschern“ sondern von sparsamen Singer-Songwriter-Tönen begleitet wird. Zumindest dann, wenn diese mit „psychedelischen Streichern“ untermalt sind.
11. Galoppierender Adjektivismus ist the new black.
12. Optimismus darf nur im gedämpften Tonfall geäußert werden, sonst ist er des Teufels. Das scheint ein Kernanliegen dieser Kritik zu sein.
13. Die Herkunft („soziale Netzwerke“) bunter Einhorn-Bilder muss dem Leser sicherheitshalber erläutert werden – wäre ja schade, wenn eine so ausgefeilte Metapher als Rohrkrepierer endet.
14. Auf einem Song dieses Albums widmen sich Klee der Liebe.
15. Die Gruppe Rosenstolz besingt in ihren Songs gewöhnlich die kleinen Dinge, die eine Beziehung ausmachen.
16. Die Worte „was wie Rosenstolz klingt und zwar in schlecht“ lassen nur eine Schlussfolgerung zu: Der/die Autor*in findet Rosenstolz gut. Mit diesem Punkt erübrigt sich eigentlich alles andere.
17. Trotzdem sei vielleicht noch erwähnt, dass „romantische Urlaube in der Bretagne“ pfui sind. Blumenwiesen auch. Ganz undogmatisch natürlich.
Wird wohl Zeit, dass die während den letzten Monaten coronabedingt pausierten Partys wieder losgehen. Hat dir wohl schon länger keiner mitgeteilt, dass du auf diesen wahrscheinlich immer sehr viel Spaß verbreitest.
Aua, das hat gesessen.
Kenn da einen Song, zugegeben etwas älter, der ging etwa so:
"Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elisium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng getheilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt."
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Was für eine unangemessen optimistische Hymne an den Frohsinn. Wirkt in ihrer Unbedarftheit und Naivität hoffnungslos aus der Zeit gefallen. Lass mich raten: Rosenstolz?
Kannst mal sehen wieviel Ahnung du mitbringst! Dein Promotions Geschreibsel auf Fanboyniveau hättest dir also sparen können.
Ironie ist nicht deine Stärke, oder?
Hilfloses Gestammel, bevorzuge ich ausschließlich!
¯\_(ツ)_/¯
Heiner, du fehlst ...
Du hast Ringe um die Augen
und vorn fehl'n dir zwei Zähne,
aber was soll ich machen,
ich hab dich so gern ...
♥ Du tanzt deine Flamencos so wild wie eh
Morgens um halb sieben vor der Kneipe im Schnee
Und brüllst dazu die Internationale
Und scheißt auf die Völker und ihre Signale ...
Neben Peter Hein der beste deutsche Texter und viel zu früh gegangen.
Definitiv. Und dazu eine Stimme wie eine offene Wunde.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.