laut.de-Kritik

Vielschichtig arrangierter Indie-Pop aus Schweden.

Review von

Anders als beim Debüt, als Kristoffer Ragnstam noch sämtliche Songs praktisch im Alleingang für die Nachwelt verewigte, wurden die zehn Songs für "Hands" im Kollektiv geschrieben und erarbeitet. Dabei hielten sich die beiden Mitstreiter Emil C. Rinstad (Keyboard) und Joel Lundberg (Bass) keineswegs im Hintergrund sondern ließen ihren Ideen und Visionen freien Lauf. Entstanden ist dabei ein Album, das sich jedweder Kategorisierung verwehrt.

Zwischen psychedelischem Piano-Pop der Siebziger ("Face To The Voice"), kratzigen Erinnerungen an Mick Jaggers Solo-Werke ("One, Two Minutes") und melodischen Pilzkopf-Gedenkmomenten ("Forever And A Day") ist alles erlaubt.

Verstimmte Schifferklaviere, pompöse Orgeln, grenzenloser Hall und immer wieder pointiert eingestreute Casio-Synthies lassen Freunde experimenteller Garage-Pop-Klänge freudig mit den Hüften wackeln. Dazu klingt der schwedische Frontmann wie eine markante Mixtur des bereits erwähnten Rolling Stones-Chefs und Bek David Campbell alias Beck.

Abwechslung ist also garantiert auf einem Album, das zwar musikalisch gesehen alle Freiheiten nutzt, inhaltlich hingegen einem durchgehend aufwühlenden Konzept unterliegt: "Es geht um die Sensibilisierung für Menschen, denen es nicht so gut geht wie uns, die ein Handicap aufweisen und denen wir viel häufiger die Hand reichen sollten", erklärt Kristoffer Ragnstam.

So treffen sensibel vorgetragene Mutmach-Verse für Außenstehende sowie aufrüttelnde Fingerzeige in Richtung "Normalos" auf vielschichtig arrangierte Indie-Pop-Strukturen. Immer wieder entziehen sich die Songs der Kontrolle und machen spätestens nach einer Minute was sie wollen. Da wäre beispielsweise das smooth groovende "You Owe Me Twenty Something" – ein Song, der zwischen südamerikanischen Rhythmen und fernöstlichen Melodiebögen hin und her pendelt, ohne dabei in skurrile Folklore abzudriften.

Nicht zu vergessen: Der schunkelnde Rausschmeißer "Miss You", der mit leichtem Straßenmusik-Flair jeden noch so verkauzten Indie-Pop-Kritiker in einen tänzelnden Dauergrinser verwandeln dürfte.

Trackliste

  1. 1. Hand And Fingers
  2. 2. Face To The Voice
  3. 3. One, Two Minutes
  4. 4. Good Night
  5. 5. My Mothers House
  6. 6. Forever And A Day
  7. 7. Salute The Mute
  8. 8. You Owe Me Twenty Something
  9. 9. German Maracas
  10. 10. Miss You

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