laut.de-Kritik
Von der harmlosen Soap-Darstellerin zum singenden Sex-Vamp.
Review von Alexander CordasKylie ist oben auf, und das mehr denn je. Die Retrospektive "Ultimate Kylie" zeichnet noch einmal den langen Weg nach, der die Australierin ab Ende der 80er Jahre von der harmlosen Soap-Darstellerin zum singenden Sex-Vamp führte.
Es ist noch gar nicht so lange her, da mokierten sich Kritiker, die Chartserfolge der Kylie Minogue schrumpfe proportional mit der Länge ihrer Röcke. Wäre es nach diesen Besserwissern gegangen, würde ihr Erfolg mittlerweile nahe am Nullpunkt angekommen sein, denn die Quadratzentimeter ihres Körpers, die noch nicht abgelichtet wurden, kann man an einer Hand abzählen. Aber allen Unkenrufen zum Trotz, Kylie ist oben auf, und das mehr denn je. Mit nur wenigen Unterbrechungen steht die zierliche Australierin seit nunmehr über 20 Jahren im Rampenlicht des Showgeschäftes.
Einst als Actrice in der Aussie-Soap "Neighbours" gestartet, steigt sie recht schnell ins Musikfach um, wo sie bereits mit ihrer ersten Single "Locomotion" einen Megahit landen kann. Vor allem der naiv-kindliche Charme von "I Should Be So Lucky" macht sie in Europa bekannt. Ihre ersten Gehversuche im Musikbusiness dirigiert das Produzententrio Stock, Aitken und Waterman, die damals mit ihren simplen, aber immer eingängigen Nummern sämtliche Charts beherrschen (Rick Astley, Bananarama).
Anno 2004 wagt Kylie einen Rückblick auf ihre Karriere, die nicht ohne Tiefs auskam. Nach sinkenden Verkäufen in den Neunzigern gelingt ihr mit "Light Years" ein geschickter Image-Wechsel vom netten Mädel von nebenan zum Sex-Vamp in knappen Klamotten. Parallel dazu schleicht sich der gemeine Ohrwurm auf ihre Alben und ins Gedächtnis der Popkosumenten des 21. Jahrhunderts ein. "Ultimate Kylie" hält somit, was der Titel verspricht. Sämtliche Hits seit den Achtzigern geben sich hier ein fröhlich frivoles Stelldichein. Die Eingängigkeit der frühen Nummern ist immer noch beeindruckend, obwohl manch einer Songs wie das ewig dudelnde "I Should Be So Lucky" wohl nicht mehr hören kann.
Die Schmalznummer "Especially For You" mit Schauspiel-Kollege Jason Donovan haut in eine ähnliche Kerbe. Interessanter gestaltet sich das Doppelpack auf CD Nummer zwei. Hier legt Kylie im Spiegel der Zeit gesehen den Grundstein für ihr Popularitäts-Comeback. "Confide In Me" ist nicht nur vom Sound her einige Nummern erwachsener als der eher flache Pop ihrer frühen Tage.
Die neue Kylie-Single "I Believe In You" darf natürlich auch nicht fehlen, ebenso wie ihre wohl stärkste Nummer "Where The Wild Roses Grow". Das Duett mit Nick Cave beeindruckt unter anderem mit dem Gegensatz der beiden Charaktere: Hier die zierliche, laszive Dame, dort der Großstadt-Dandy mit Film Noir-Appeal. "Kids" mit Robbie Williams sticht ebenfalls positiv aus der Trackliste hervor. Der krachig angelegte Power-Track steht der kleinen Australierin äußerst gut zu Gesicht. Würden wir mehr von dieser Sorte aus dem Munde Kylies hören, wäre das sicher nicht die schlechteste Idee auf Erden.
Der Single-Erfolg von "Slow" hielt sich zwar in Grenzen, das experimentelle Stück mit Ausnahme-Sängerin Emiliana Torrini überzeugt jedoch eher als das auf den platten optischen Effekt abzielende Video, bei dem sich wohl nicht wenige Männer wünschen, sich mit Kylie auf dem Boden wälzen zu dürfen. "Ultimate Kylie", der Name ist Programm, auch wenn die eine oder andere Nummer nicht der große Wurf ist und das essentielle Kylie-Programm sicher auch auf einer CD Platz gefunden hätte. Die obligatorischen neuen Nummern "I Believe In You" und "Giving You Up" lustwandeln im Pop-Durchschnittsland umher, machen aber trotzdem Laune. Zwei CDs, 33 Songs, Kylie, mach's uns ultimativ!
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