laut.de-Kritik
Kein Stück ohne Bass.
Review von Gregory BritschAls James Murphy 2002 mit seinem Alter Ego LCD Soundsystem und dem Track "Losing My Edge" erstmals ein Ausrufezeichen setzt, heißt es seitens der um ein Superlativ bemühten Musikpresse, Murphy sei der "Pharell Williams des Punk-Funk". Dabei hatte er lediglich langjährige Erfahrung als versierter Produzent und Live-Mischer von Punkbands, ist aber auch mit dem Wissen um Post-Punk und New Yorks musikalischem Erbe von No Wave, Disco & Co. vertraut. Also riss er das sich im Dornröschenschlaf befindliche Genre Dance-Rock aus allen Träumen, um diesem – prêt-à-porter – ein knackigeres Kleid überzuziehen. Ehre, wem Ehre gebührt.
Nicht anders verhält es sich mit dem selbstbetitelten Albumdebüt von LCD Soundsystem, auf dem Murphy den zuvor eingeschlagenen Weg fortführt, überdies um eine garstig-dreckige Note erweitert. Dabei fällt in seinen Texten neben den Seitenhieben gegen "new stylish creeps" und New Rock-Gitarrenbands sowie anderen, etwas schrillen Nebentönen besonders der sarkastisch-ironische Humor auf, der auch vor der eigenen Person nicht Halt macht. Ebenso weist sein nölender, mit leicht britischem Einschlag vorgetragener Gesang auffallende Ähnlichkeiten mit Mark E. Smith auf, dem Frontmann von The Fall. Kein Wunder, zählt er diese doch zur besten Rock'n'Roll-Band neben Velvet Underground.
Überhaupt hat Murphy keine Berührungsängste davor, andere Musikerkollegen und deren Ergüsse zu zitieren. So erinnert "On Repeat" durchaus an das Talking Heads-Stück "I Zimbra", während das süße "Never As Tired As When I'm Waking Up" Erinnerungen an die Beatles weckt. In der Hauptsache indes verlässt sich das LCD Soundsystem nicht auf Zitate, vielmehr liegt das Augenmerk darauf, frische bzw. überzeugende Akzente zu setzen.
In diesem Zusammenhang zeigt sich nahezu allgegenwärtig ein Instrument, das dem Album den für Murphy- sowie DFA-Produktionen charakteristisch-typischen Drive verpasst: der Bass. Fast kein Stück auf der Platte, das nicht durch einen prägnant aufdringlichen Basslauf besticht: "Daft Punk Is Playing In My House" (Daft Punk spielen in meinem Keller – coole Idee eigentlich), das tanzbare "Tribulations" oder "Movement" mit seinen Eruptionen seien hier als Beispiel erwähnt. Darüber hinaus liefert die Plattenfirma die bisher nur auf Vinyl erhältlichen Tracks "Losing My Edge" und "Beat Connection" nach. Damit dürfte es für die Party endgültig keine Startschwierigkeiten mehr geben. Dem nächsten Vergleich mit Herrn Williams kann James Murphy gelassen entgegen sehen.
1 Kommentar mit 3 Antworten
"Reunion" schreit es von den Dächern: http://consequenceofsound.net/2015/10/lcd-…
Alter. Beste Nachricht seit Ionen. Allerdings wär cool wenn auch ein Album dabei rausspringt, sonst wär das eher ein Onkelzmove.
Aber ein Onkelzmove, den ich herzlichst begrüßen würde.
http://pitchfork.com/news/60997-lcd-sounds…