laut.de-Kritik
Psychedelische Surf-Musik.
Review von Simon ConradsNachdem Frontfrau Shana Cleveland auf ihrem 2019er Solo-Album "Night Of The Worm Moon" in psychedelisch angehauchten Folk abtauchte, widmen sich La Luz auf ihrem viertem Album wieder dem erprobtem Surf Noir-Style. Drummerin Marian Li Pino ist zwar kürzlich aus der Band ausgetreten, an spannenden Rhythmen mangelt es dennoch nicht. Die Musik ruft weiterhin Bilder der amerikanischen Westküste vor das innere Auge, Kalifornien wird aber auch ganz direkt besungen. Schon für den Produktionsprozess von "Floating Features" war die Band in den Golden State gezogen und hatte sich hörbar von der neuen Umgebung beeinflussen lassen. Jetzt scheinen Cleveland und ihre Mitstreiterinnen final dort angekommen und in ihrer Identität gefestigt, sodass sie die neue Platte selbstbewusst mit dem eigenen Namen betitelt haben.
Die Songs zeugen von der Bandharmonie, von der Cleveland schwärmt. Ein so intimes Album hätte sie nur mit ihren beiden La Luz-Vertrauten Lena Simon und Alice Sandahl verwirklichen können, sagt sie. Unterstützung bekamen die drei vom Produzenten Adrian Younge, der typischerweise eher im Hip-Hop, Soul- und Jazz-Bereich arbeitet. Younge wiederum schwärmt von der Zusammenarbeit, weil La Luz seine Eigenwilligkeit teilten. La Luz wirken in ihrem Eigensinn dabei ziemlich routiniert. Viele neue Klänge gibt es auf dem Album nicht, aber die Musikerinnen bespielen recht lässig das Feld, dessen Grenzen sie mit den drei Vorgängeralben bereits ausgelotet haben.
Schon "In The Country" baut auf die für La Luz so zentralen Gesangsharmonien und charmanten Retro-Gitarren-Sounds. Besonders die Hook überzeugt mit dem aufsteigenden Gitarrenmotiv. Insgesamt bleibt der Track aber laid-back, ganz so wild und nach vorne strebend wie auf den früheren Platten wird es diesmal nicht. Die poppigeren Parts werden auf "La Luz" zugunsten eines psychedelischen Einschlags hinten angestellt. "The Pines" treibt zwar schon ein bisschen mehr an, bleibt mit dem Surf-Vibe letztlich doch eher entspannt. Der Song bietet gleichzeitig einen der eingängigsten Refrains des Albums.
Die vertrackten, leicht stockenden Drums bei "Watching Cartoons" halten den Song schön schummrig. Hier singt Cleveland von schlechten Tagen, in denen man nur schwer aus dem Bett kommt: "So long, farewell, goodbye / I think I went too far this time / The days all seem so bright / If you look for me, I'll be inside / Watching cartoons / In my room". In dem Stück darf vor allem Sandahl am Keyboard glänzen. Besonders überzeugend ist auch "Metal Man" geraten, das sich in der zweiten Hälfte vor knalligem Schlagzeugspiel ein ausgedehntes Gitarrensolo gönnt.
Daneben gibt es noch einige ruhigere Songs. "Oh, Blue" etwa, mit charmantem Doo-wop-Backgroundgesang, dem das Reduzierte und Schleppende sehr gut steht. Auch wenn Cleveland selbst von den sehr intimen Texten spricht, bleibt sie meist nur bei Andeutungen, wird nie gänzlich konkret. Genau dadurch bestechen die Lyrics aber auch: "Oh, Blue / All the stations look the same / Been so long on the road I'm a ghost 'til I close my eyes again". In der Rolle einer einsamen Umherreisenden singt sie hier von Sehnsucht und transportiert die Emotionen mit ihrem sanften Gesang wunderbar.
An anderer Stelle geraten die Stücke allerdings etwas zu träge, etwa "Lazy Eyes And Dunes" oder "Here On Earth". Anders als auf den bisherigen Platten gibt es auch keine klaren Höhepunkte. Das ist zu verkaften, denn insgesamt bereitet das Abtauchen in die aus der Zeit gefallene Klangwelt von La Luz weiterhin große Freude - nur ist "La Luz" nicht das stärkste Album in der Band-Diskographie.
1 Kommentar
empfinde ich als nicht schlecht...
aber auch nicht als gut...