laut.de-Kritik
Noch immer bleept der Droide R2-D2 entzückend aus jedem Refrain.
Review von Michael SchuhZauberwort: Electroclash. Soft Cell und The Human League profitierten mit ihrem Comeback davon und bald kommen sogar Duran Duran wieder aus ihrer Schminkkabine. Bedanken dürfen sie sich bei all den spät geborenen Style-Fetischisten wie Fischerspooner, Crossover und vor allem Ladytron, die der unverzerrten Elektronik so hemmungslos wie erfolgreich huldigten, dass dafür flugs ein neues Revival ausgerufen wurde.
Ladytron waren 2001 mit ihrem Debutalbum "604" vielleicht nicht die künstlichsten, im Fahrtwind des "Playgirl"-Hits aber sicher die poppigsten Vertreter der neuen Retro-Welle. Nun folgt der schwierige zweite Anlauf bei einer Major-Plattenfirma, die es immerhin geschafft hat, das Ding endlich rauszubringen, nachdem die Vinyl-Version von "Light & Magic" seit Monaten als Import in den Läden steht. Das Warten hat sich in jedem Fall gelohnt: Noch immer bleept der Droide R2-D2 entzückend aus jedem Refrain und noch immer bestehen diese nur auf den ersten Eindruck aus den klinisch reinsten Synthie-Sounds seit Kraftwerk.
Dahinter schummelten die männlichen Soundwizards Danny Hunt und Reuben Wu nämlich einmal mehr tricky Bassläufe, soulige Harmonien und haufenweise originelle und freshe Sounds. Das Ergebnis klingt insgesamt durchdachter als bei "604", wenn auch auf "Light & Magic" erneut einige Superhits ausscheren: Allen voran die knallige Vorabsingle "Seventeen" mit dem süßesten Säuseln des schottischen Models Helen Marnie und der diamantengleich funkelnde Pop in "Blue Jeans".
Schon der Opener "True Mathematics" gibt die analoge Richtung vor und zeigt an, dass Ladytron im neuen Studiopark von Hollywood einige Uralt-Geräte mehr als beim letzten Album an die Steckdose hängten (hier sogar eine E-Gitarre!). Ob uns die bulgarische Mikrobiologin Mira Aroyo dabei die heilige Schrift der orthodoxen Kirche oder ihre letzte Uni-Klausur verliest, erfahren wir leider nicht. Ihr Akzent trägt aber nach wie vor zur Extravaganz mancher Tracks bei, auch wenn in "NuHorizons" durchaus noch der ein oder andere Songwriting-Kniff Platz gehabt hätte. Auch an anderen Stellen sind ein paar Leerläufe zu beklagen, z.B. "Cease2xist", bei dem wie schon in "Seventeen" der unnötig in den Hintergrund gemischte Gesang verwundert.
Dafür entschädigen wiederum Dancefloor-Hits wie "The Reason Why" und das Human League inspirierte "Evil". Da kann Keyboarder Hunt noch so betonen, dass er die Band nicht mag. "Turn It On" feiert Giorgio Moroder und das dunkle Moll-Delirium von "Startup Chime" gerät zu einem fatalistischen Highlight. Wenn die Liverpooler ihr Songwriting in dieser charmanten Weise anziehen, ohne dabei ihre Verspieltheit aufzugeben, könnte das Konzept auch in Zukunft spannend bleiben.
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