laut.de-Kritik
Ein Facelift für Rap über Rap.
Review von Anastasia HartleibVersuchen wir uns an Pauschalisierungen: Wenn Rapper, die bereits in den frühen 2000ern eine Art Legendenstatus erreicht hatten, jetzt noch einmal die Booth erobern wollen, wirds meistens eher peinlich. Sido, Savas, die Beginner, Fettes Brot: Man kann diese Liste um weitere Namen ergänzen. Umso schöner aber, wenn hier und da ein Ausreißer auftaucht, der solche Pauschalisierungen über den Haufen wirft.
In der Altherren-Riege des Deutschrap-Vereins für Reimeschubsen erledigt das Lakmann. Seit gut 20 Jahren im Game, puncht der General immer noch wie ein junger Gott und lässt auf "Reasonable Kraut", seinem neuesten Gemeinschaftswerk mit Rooq, selbst die Milchbärte der Mero-Sero-Boys alt aussehen.
Schon klar, das hier ist kein Mumble-Rap, kein Trap, kein Cloud und auch kein Autotune-Singsang. Das hier ist ein Rap-Album von zwei mittlerweile erwachsenen Männern, die mit Jams und Boombap aufgewachsen sind und ihrem Handwerk noch immer treu bleiben. Aber trotzdem ist dieses Album auch Rap von zwei Menschen, die bei der Weiterentwicklung eines Genres nicht die Scheuklappen aufsetzen oder, noch schlimmer, einfach wild kopieren, was die Kids da draußen machen.
Beginnen wir mit Rooq. Der baut Beats, wie man das im Ruhrgebiet halt so macht: bisschen kantig, bisschen wuchtig, mit sehr viel Liebe fürs Detail und schön scheppernd. Mal schimmmern Dancehall-Vibes durch, wie in "Ein Stift Ein Takt", das weniger künstlich klingt als ein ganzes Album von RAF Camora. Mal wird es düsterer, mit kellerfeuchten Grime-Verweisen wie in "Geschwisterlästern", auf dem auch LAKs Schwester Jayla zu Wort kommt, oder knochenhart-trappigen Einschlägen wie in "Geschraubt Und Gedreht". Dass dazwischen auch straighte Boombap-Produktionen vollkommen natürlich klingen, liegt zum einen daran, dass alle Songs trotz ihrer unterschiedlichen Färbungen miteinander harmonieren. Rooq zitiert die verschiedenen Stile eher und passt sie an den eigenen Vibe an, als sie nachzuahmen. Genau deshalb wirken die Produktionen auf "Reasonable Kraut" auch echt, ehrlich und ernst gemeint.
Zum anderen liegt das 'Wie aus einem Guss'-Gefühl natürlich auch an El General selbst. Der flext, rasiert und predigt gleichermaßen und unterhält sein Publikum dabei auch noch auf angenehm fordernde Weise: "36 Kammern meines lyrischen Kung Fus / buchstabier meinen Namen, doch die Crew gehört dazu." Dazu variiert er seine Flows, nimmt holprige Rhythmen wie in "Geschwisterlästern" genauso lässig wie Trap-Snares und rollende Bassdrums und watscht die Arroganz der jungen Generation ab: "Denk mal drüber nach, wie wahrscheinlich ist, wenn einer auf Boombap schon besser rappt, dass er dich auf Trap in die Tasche steckt."
Klar, "Reasonable Kraut" steht schon für Rap über Rap. Das merkt man auch an den Feature-Gästen: Sylabil Spill, Savas oder Al Kareem und Magic Mess, die die alte Witten Untouchable-Gang komplett machen. Sie alle machen keine schlechte Figur, selbst Sido und Fatoni nicht (der zwar immer noch nicht so lustig ist, wie er gerne wäre, aber immerhin einen soliden Part liefert). Trotzdem bringen die Featuregäste nicht ansatzweise einen ähnlich frischen Wind mit, wie ihn Lakmann und Rooq vor sich her blasen.
Die beiden Wittener haben Rap um des Rappens Willen ein Facelift gegeben, das dieser altehrwürdigen Tradition sehr gut zu Gesicht steht. "Reasonable Kraut" verweist in beide Richtungen der Geschichte, ohne dabei den eigenen Standpunkt zu vernachlässigen. Lakmann und Rooq meistern damit diese schwierige Gratwanderung, an deren Aussprache bereits einige Rapper und Producer der letzten Dekade gescheitert sind: Authentizität.
8 Kommentare mit 12 Antworten
Ey, nix gegen Fatoni!
Album klingt bisher gut!
Doch, Fatoni ist:
1. ein mieser Rapper
2. davon überzeugt lustig zu sein
3. absolut nicht lustig
4. ein mieser Rapper
Dinge, die ich nicht mag:
1. Listen
b) formale Inkonsistenz
3. Wiederholungen
4. Listen
Hahahahahahaaaww. Der Pseudologe mag keine formale Inkontinenz und macht dann statt eine "2" ein "b". So ein Indiot.
"Formale Inkonsistenz" ist nicht zu verwechseln mit chronischer verbaler Diarrhoe, auch "durchfallartiger Wortauswurf" genannt, so wie du ihn hier zeigst und anscheinend zur Disziplin erheben willst...
Aber mach ruhig so weiter, denn wie dir zu diesem Zeitpunkt dann nicht mehr auffallen wird, wird's irgendwann sehr schwer bis unmöglich, sich noch mal nennenswert menschlich von dem Dreck zu unterscheiden, in dem du hier seit Wochen so genüsslich badest.
Hihihihui, ganz schön frech. Du bist und bleibst mein absoluter, zweiter Liebling hier. ElMassivo wird unerreichbar bleiben. Würd mal Zeit für ne Top Ten Liste
ihc dene das reudologe is neid auf sycho. sycho is verukt un lustik. reudologe is nur manhcmal lusti.
Bla Blubb. Wo Alexander Marcus aufhört und Felix Rennefeld beginnt, kann dir heute kein Mensch mehr eindeutig sagen. Am wenigsten wahrscheinlich einer der beiden.
Die beiden sind mein größtes Vorbild. Sind denn alle Hundis heute hier? Aaaahhhhhhhhhh!! 1!!
Aber jetzt mal im Ernst:
Hab ich dich richtig verstanden, dass du dir Sorgen machst, ich könnte eine schwerwiegende Persönlichkeitsstörung davontragen, indem meine Worte hier ihren Teil durch Formen meiner Gedanken beitragen?
Mhh, vielleicht sollte ich doch besser mal kürzer treten.
in meinem fred hier wird nur fatoni gehated oder verteidigt, ist das klar?
@MannIn: Du hast doch keine Ahnung
Ich weiß ja nicht. Seit 2 Gramm hat mich keine Lakmann-Platte so wirklich abgeholt, auch diese wieder nicht. Zum Glück hat er die "L-A-K"s und "Aaaahhh"s spürbar runtergeschraubt. Doch die komischen, teils viel zu elektronischen Beats stehen ihm überhaupt nicht. Find das Soundbild auch nicht wirklich homogen entgegen dieser Review. "Reicher Mann" ist fett, Rest eher enttäuschend.
sorry, aber die review ist ähnlich schwach wie das album. liegt nicht unbedingt an lakman, denn der ist klar stärker als auf dem vorherigen album. die beats sind aber ziemlicher mist. da sind teilweise echt unhörbare sachen drauf. laki sollte bei seiner nächsten album produktion auf lauchbeats aus dem eigenen umfeld verzichten.
Sehe ich auch so, Album auf Grund der Beats fast unhörbar. Auch LAK mit dem immergleichen betont druckvollen Flow sort für wenig Abwechslung.
Bin leider enttäuscht: 2/5
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
Review bringt es gut auf den Punkt.
Finde es ziemlich gelungen, Lakmann mal wieder in Topform. Kritikpunkt sind die Features. Die sind größtenteils verzichtbar.
Gemecker über Beats kann ich nicht nachvollziehen.
Ich auch nicht. Ich finde die größtenteils reht gefällig. Und seine kleine Schwester macht alle anderen Features nass.
Gutes Album. Macht vor allem deßhalb Spaß, weil Lakmann recht unverkrampft vor sich hinflowt und es dabei schafft, weniger Blödsinn zu erzählen als die meisten seiner Zunft. Ich schätze allerdings die Halbwertszeit nicht allzu hoch ein.