laut.de-Kritik
Melancholische Lieder über Liebe, Trauer und Zigarettenstummel.
Review von Giuliano BenassiHolzfußböden zu verlegen muss ein spaßiger Job sein, zumindest für Lambchop-Chef Kurt Wagner. War der erste Output nach der Kündigung seines Handwerks zugunsten einer Vollzeitkarriere als Texter und Musiker noch das vergleichsweise opulente "Nixon" (2000), ist auf "Is A Woman" Nachdenklichkeit und Melancholie angesagt.
Im Wesentlichen von Wagner mit Gitarrist und Produzenten Mark Nevers sowie dem Neuzugang Tony Crow am Klavier aufgenommen, siedelt sich der Klang des Albums zwischen den Tindersticks und dem jüngsten Nick Cave an: Eine ruhige, erhöhte Stimme, begleitet von diskreten akustischen Rhythmusgitarren und viel Klavier, eben. Die Rolle der anderen zwölf Lambchop-Mitglieder beschränkt sich auf den Hintergrund und macht nur bei genauem Hinhören auf sich aufmerksam.
Schnappschussartig und schwermütig setzt sich Wagner mit Liebe, Trauer, Einsamkeit und persönlichen Erlebnissen auseinander. Textuell entstehen dann Zeilen wie "I can flick a cigarette butt / further and with more accuracy / lots of practice, I guess" ("Ich kann einen Zigarettenstummel weiter und genauer schnippen. Durch viel Übung, nehme ich an") oder "He's the only one who knew / about my blue wave" ("er ist der Einzige, der meine traurige Stimmung bemerkte"), wobei "er" sein Hund ist.
Ein kompletter Sinneswandel? Nein, denn die eklektische Vielfalt, die den Sound Lambchops ausmacht, ist lediglich hinter der vor sich hin gleitenden Hauptebene verschoben. Mal kommen Streicher zum Einsatz, mal ein Saxophon oder Backgroundvocals, oft aber nicht näher identifizierbare Geräusche wie Zirpen, Windrauschen oder allerlei Rhythmus stiftende Klänge. Der abschließende Titeltrack trägt sogar Reggae-Züge. Der Unterschied zwischen diesem Album und seinen Vorgängern liegt eher in der melancholischen Grundstimmung, die dieses Werk zum homogensten der Band macht.
Musik ist Geschmackssache - dennoch fällt es schwer, "Is A Woman" in die besten zehn Alben aller Zeiten ein zu ordnen, wie es die SZ vormachte. Für Lambchops Liveauftritte in Deutschland im April 2002 ist das Potential für ein unvergessliches Konzert jedoch zweifellos vorhanden.
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