laut.de-Kritik
Für den Turbo braucht man etwas mehr als nur Gerollere ...
Review von Alexander CordasWer seine Band nach einem Roller benennt, muss entweder ein Faible für selbigen oder einfach nur ein Rad ab haben. Auf jeden Fall wird der schwedische Vierer nach Veröffentlichung dieser Scheibe wohl nie mehr mit den Hindernissen auf zwei Rädern durch die Gegend fahren müssen, die Einnahmen aus den Plattenverkäufen dürften auch für ein richtiges Motorrad reichen.
Der Grund dafür liegt in der Qualität der Songs. Eigentlich spielen Lambretta in der Pop-Liga mit, reichern ihren Sound aber mit einigen Kanten und sogar richtig fies verzerrten Metal-Riffs an. Unisono mit den teils penetranten Ohrwurmqualitäten der Songs entsteht dabei ein recht gelungener Mix. Aber irgendwie haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, sich zwischen die Stühle zu setzen. Mimt Linda Sundblad im Video zu "Bimbo" noch die wütende Göre, geht's ansonsten ziemlich stylish zur Sache.
Da wundert es wenig, dass zum einen der Sound der Scheibe, neben den erwähnten Effekten, doch recht glattpoliert des Weges kommt. Wer sich mal intensiver dem Schlagzeug-Sound widmet, hört, dass bei den Aufnahmen statt Fellen wohl Filzmatten am Start waren. In diesem Zusammenhang darf Balladeskes auch nicht fehlen. "Perfect Tonight" mit seinen schwülstigen mehrstimmigen Chören fällt da unangenehm auf, wohingegen sich "Cry In My Arms" zur Überraschung als Killer auf der Zielgeraden gebärt. Nach dreieinhalb Minuten des Säuselns steigt das Finale Furioso und Linda lässt ihrem Ärger freien Lauf.
"Herausragende Kompositionen, voller Enthusiasmus" verspricht uns das Info, aber ehrlich gesagt ist nicht alles Gold, was hier glänzt. Mit Lambretta kann man zwar ganz nett cruisen, aber für den Turbo braucht man etwas mehr als nur Gerollere.
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