laut.de-Kritik
Komplexer und atmosphärischer Power-Metal.
Review von Michael EdeleStändig als die etwas andere deutsche Power Metal-Band mit dem Potential zum Durchbruch bezeichnet zu werden, kann auf Dauer bestimmt nervig und fast schon entmutigend wirken. Genau mit diesem Schicksal haben Lanfear quasi schon seit ihrem Debüt "Towers (Of February)" zu kämpfen. Fernab der typischen Klischees und des altbekannten Teutonen Metals haben die Heilbronner immer ihre eigene Interpretation des Power Metals am Start.
Daran hat sich auch auf "X To The Power Of Ten" nichts geändert; ganz im Gegensatz zum Line-Up. So ist Sänger Tobias Althammer bekanntlich Anfang 2006 ausgeschieden. Nach einigem Suchen steht nun Nuno Miguel Fernandes hinter dem Mikro und überzeugt mit seiner ausdrucksstarken, an den richtigen Stellen auch sanft klingenden Stimme. In Sachen Hooklines haben die Heilbronner ein paar sehr starke Momente, die sie großzügig auf Songs wie den Opener "Enter Dystopia", "The Question Keeper" oder das wunderschöne "Jugglin' At The Edge" verteilen.
"Decryption" nervt zwar als Intermezzo, leitet aber in das starke "Brave New Men" über, bei dem Nuno mit einer überragenden Gesangsleistung glänzt, die hin und wieder sogar an Ray Alder von Fates Warning erinnert. Die leicht angeproggten Klänge von Gitarrist Markus Ullrich und ein paar tolle Klaviermelodien von Richie Seibel runden das Ganze ab. Mir persönlich gehen manche Keyboard-Eskapaden in manch anderem Song zwar auf die Nerven, aber jedem das Seine.
Eindringlich und auch weniger komplex gehen sie bei sehr atmosphärischen Songs wie "Synaptogenesis" oder "A Twin Phenomenon" vor, bei denen Nuno von sanften Klängen, bis hin zu derben und auch hohen Shouts alles offenbart. Die Ballade "Just Another Broken Shell" weist dank der starken Gesangsleistung und der Klavierpassagen leichte Everon-Einflüsse auf, läuft aber nicht Gefahr, deren Stil zu kopieren.
Eingängigere Sachen wie "The Art Of Being Alone" sind bei genauerem Hinhören gar nicht so simpel gestrickt, wie es zunächst den Anschein hat. Verstecken Lanfear doch meist viel mehr in ihren Songs als erwartet und geben dem Hörer somit die Möglichkeit, auch beim wiederholten Durchlauf noch Neues zu entdecken. Das zunächst stark an Pain Of Salvation erinnernde "Seeds Of The Plague" setzt schließlich den Schlusspunkt und nährt einmal mehr die Hoffnung, dass es die Band jetzt endlich schafft. Verdient hätten es die Jungs allemal.
Noch keine Kommentare