laut.de-Kritik

Eine positive Weiterentwicklung des Debüts mit neuen Facetten.

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Das zweite Album ist bekanntlich das schwerste, weil es gewisse Erwartungen beim Publikum schürt. Nach dem introvertierten Debüt "Long Way Home" dauert es vier Jahre bis Låpsley den Nachfolger "Through Water" veröffentlicht. Sie erklärt, dass Wasser eine große Bedeutung in ihrem Leben spielt und es ein wiederkehrendes Thema darstellt.

Die Wichtigkeit dessen sieht man direkt an der Tracklist, denn der Titelsong steht an erster Stelle. Ihr Vater ist sehr engagierter Umweltaktivist und ist besorgt über die weltweiten Wasservorräte. Låpsley hat eine von ihm geschriebene Rede eingesprochen und daraus "Through Water" kreiert. Ein sperriger, von Drone-Sounds und Deep Bass umgebener Einstieg. Das ändert sich direkt beim nachfolgenden "My Love Was Like The Rain", wenn sie über dunklen Keyboard-Flächen und sanften Melodien über die Akzeptanz ihres gegensätzlichen Charakters singt.

Am deutlichsten tritt ihre persönliche Entwicklung im geradlinigen, von soften Synthies der Marke "Stranger Things" flankierten Popsong "Womxn" zutage, wenn sie über ihr jüngeres Ich nachdenkt und sich jetzt selbst als ganze Frau erkennt. Auch in der finalen und sensiblen Piano-Ballade "Speaking Of The End" reflektiert sie ihre Erfahrungen und gibt sich offen für neue Möglichkeiten.

Lyrisch bleibt der Rest in Liebschaften und Romanzen verhaftet, mit allem was dazu gehört. Zerschellte Fernbeziehungen in Montpellier ("Ligne 3"); sture Partner, die nicht an sich arbeiten wollen ("Sadness Is A Shade Of Blue"); cholerische und anstregende Partner ("Bonfire") oder die Obsession über den Partner ("First").

Spannender hingegen gestalten sich die musikalischen Ideen, wie beispielsweise die elektronischen Ausflüge im Titeltrack. "First" trumpft mit Afrobeat-Anleihen auf, weil sie Drake so sehr mag. "Leeds Liverpool Canal" überzeugt als reines Intrumental im Stile von Trentemøller und James Blake, so herrlich asketisch, knisternd und entrückt. "Our Love Is A Garden" wickelt als zuckersüßer Lovesong um den Finger und verbeugt sich tief vor den 80ern, insbesondere vor den schottischen Cocteau Twins. In "Bonfire" fallen ein wuchtiges Moll-Klavier, raumgreifende Synthies und Ambient zusammen und erschaffen ein äußerst interessantes Klangbild.

"Through Water" zeigt die junge Britin gereifter, emanzipierter und offener. "Through Water" entpuppt sich als eine fein durchdachte Metamorphose aus dem Debüt heraus, aus dem sich Låpsley herausschält. Eine positive Weiterentwicklung, die alte wie neue Fans begeistert und zusätzliche Facetten einstreut, ohne ihre spezielle Soundästhetik abzulegen. Dafür hat sie schlicht und ergreifend eine zu besondere und versatile Stimme.

Trackliste

  1. 1. Through Water
  2. 2. My Love Was Like The Rain
  3. 3. First
  4. 4. Ligne 3
  5. 5. Our Love Is A Garden
  6. 6. Leeds Liverpool Canal
  7. 7. Sadness Is A Shade Of Blue
  8. 8. Womxn
  9. 9. Bonfire
  10. 10. Speaking Of The End

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