laut.de-Kritik
Diesmal ohne "fucking Christian Band".
Review von Giuliano BenassiFür Künstler, die hauptsächlich mit ihrer Akustikgitarre auftreten, ist es eine ewige Crux: Stehen sie alleine auf der Bühne, müssen sie sich Fragen gefallen lassen, wann sie wieder mit Band auftreten. Kommen sie in Begleitung, wollen andere sie lieber solo sehen. Ein Dilemma, aus dem es keinen Ausweg gibt.
Der Wahlberliner Lasse Matthiessen nimmt einen Song aus seinem letzten Album "Dead Man Waltz" (2012) zum Anlass, beide Seiten zufrieden zu stellen. Auf dem Weg zu einem Konzert hatte Matthiessen den befreundeten US-amerikanischen Singer/Songwriter Ian Fisher gefragt, was er von seinem neuen Lied "Oh, Ulysses" halte. "It's a great song, but on this recording it sounds like a fucking Christian band", soll Fisher geantwortet haben.
Folgerichtig begaben sich die beiden im März 2012 in eine Hütte an der Südküste Norwegens, um nicht nur "Oh, Ulysses" neu aufzunehmen, sondern gleich ein ganzes Album. Mit dabei hatten sie die isländische Sängerin Hall Nordfjörd, die sie bei einem weiteren Konzert kennen gelernt hatten. Akustikgitarren, drei Stimmen, ein paar Zusatzklänge und nichts als Natur – die perfekte Umgebung, um ein minimalistisches Werk aufzunehmen.
Wie schon auf dem Vorgänger sind die Stücke auf "Carry Me Down" von der existentialistischen Seite, Melodien und Begleitung eher einfach gestrickt. Wieder geht es um verlorene Liebe, Einsamkeit in Zweisamkeit, Tod. Doch während die Bandbegleitung auf "Dead Man Waltz" für Abwechslung sorgte, bleibt es hier bei einer durchgehend melancholischen Stimmung.
"I left out words in my songs" singt Matthiessen in "Where The Silence Begins". Nicht nur Wörter, möchte man meinen. Obwohl das Album mühelos vor sich hinfließt, hinterlässt es keinen bleibenden Eindruck. Das ist schade, schließlich scheint auch hier jene Qualität hervor, die Matthiessen aus der Masse der Singer/Songwriter herausstechen lässt.
Letztlich hört sich "Carry Me Down" an, als handele es sich um Demoversionen von Stücken, die noch mal richtig aufgenommen werden sollten. Das gilt übrigens auch für "Oh, Ulysses". Die fucking Christian Band hat also gar keine so schlechte Arbeit geleistet.
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