laut.de-Kritik

Sie nähert sich dem Mainstream an, ohne sich dabei zu verkaufen.

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Mit ihrem Debüt "Sing To The Moon" gelang es Laura Mvula 2013 dem Soul ihren ganz eigenen Ansatz zu verpassen. Eine taufrische Welt voller Geigen, Trompeten, Harfen und verschwenderischem Satzgesang. Staubbefreit klang sie wie eine gelungene Mischung aus Minnie Ripperton, Brian Wilson, Annie Lennox, Henry Purcell und einer entsponnenen Björk. Nachdem sie das Album zusammen mit dem Metropole Orkest noch einmal live einspielte, stand für die Sängerin die Frage im Raum, wohin der Weg nun führen sollte.

Die Antwort liefert gleich der zweite Track "Overcome", den sie mit Nile Rodgers aufgenommen hat. Deutlich tanzbarer und weltoffener wagt sich Mvula aus ihrer Kammersoul-Ecke. Sie nähert sich dem Mainstream an, ohne sich dabei zu verkaufen. Die Zusammenarbeit mündet nicht in einem lauwarmen "Get Lucky"-Abklatsch. Mit einer verblüffenden Leichtigkeit verbindet sie diese neue Herangehensweise und Rodgers' Funk-Gitarre mit ihrer eigenen Handschrift. Ein Schritt, der in der Kunst nur gelingen kann, wenn man bereits über einen eigenen Stil verfügt.

"Phenomenal Woman" geht sogar noch einen Schritt weiter. Ganz auf den Tanzflur ausgelegt, gelingt Mvula ein kunterbunter Track, dessen Lebensfreude ein harter Basslauf unterlegt. Ihr Chorgesang im Refrain legt den Link zu ihrer bisherigen Arbeit. Die Inspiration für das Stück verdankt die Sängerin ihrer Großmutter: "Kind, schreibe einen Song, der meine Stimmung hebt. Schreibe einen Song, zu dem ich mit dem Fuß wippen kann." Mission erfüllt.

"I feel lost and found at the same damn time", singt Laura zur Spieluhr im versunkenen "Kiss My Feet", das sich deutlich mehr an "Sing To The Moon" orientiert. Eine Zeile, die auch für die Entstehung von "The Dreaming Room" gilt. Von Versagensängsten und Panikattacken geplagt, fiel es ihr zuerst schwer, an ihrem zweiten Album zu arbeiten. Erst Schlagzeuger Troy Miller (Amy Winehouse, Mark Ronson, Rumer) half ihr als Freund, Co-Songwriter und Produzent aus der Sackgasse.

Obwohl sie diesmal etwas Hilfe brauchte um wieder in die Spur zu kommen, bleibt die verschrobene musikalische Landschaft ganz ihre eigene. Selbst in den massentauglichen Momenten bleiben ihre Songstrukuren ungewöhnlich, ihre Gesangsharmonien weitschweifig und intensiv. Vom London Symphony Orchestra begleitet, das "Renaissance Moon" ganz für sich alleine beansprucht, pendelt sie sich mit zunehmender Spielzeit zwischen "Sing To The Moon" und ihrer neuen Herangehensweise ein.

"Show Me Love" baut sich auf mehreren Ebenen über sechs Minuten lang zart auf. Als Piano-Ballade startend, arbeitet sich das weitläufige Lied bis zur einer Hymne empor, die mit Pauken und Trompeten aufgeht. Zeitweise verlässt Mvula ihre ausgeklügelte Welt und beginnt scheinbar zu improvisieren. Das letzte Drittel von "People" gehört ganz Wretch 32, der gegen den dichten Harmoniegesang anrappt.

"The Dreaming Room" umgibt die selbe Schönheit wie "Sing To The Moon", verpackt diese jedoch offensiver. Zwischen Dance-Pop und feingliedrigen Balladen bleiben Laura Mvulas Songs ebenso berauschend wie herausfordernd.

Trackliste

  1. 1. Who I Am
  2. 2. Overcome
  3. 3. Bread
  4. 4. Lucky Man
  5. 5. Let Me Fall
  6. 6. Kiss My Feet
  7. 7. Show Me Love
  8. 8. Renaissance Moon
  9. 9. Angel
  10. 10. People
  11. 11. Nan
  12. 12. Phenomenal Woman

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