laut.de-Kritik

Wer sich zuletzt anstellt, steht hinten.

Review von

Die gute Nachricht zuerst. James Blunt ist diesmal nicht dabei. Das war es dann aber auch schon fast.

Schon mit "Benvenuto" platzt Pausini dem Hörer ein Willkommen entgegen, bei dem man ganz schnell wieder gehen will. Der Song klebt den Gehörgang zu und mildert so wenigstens das Grauen der Querflöte, die "Non Ho Mai Smesso" durchzieht.

Eine wild angeschlagene Gitarre am Ende von "Le Cose Che Non Mi Aspetto" geht im butterweichen Soundbrei unter, was ihre Anwesenheit ab absurdum führt. "Obacht, Rock'n'Roll!" Aber keine Angst, Oma schreckt schon nicht vom Kaffeetisch auf. Laura will nur spielen.

"Inedito" ist gesungene Langweile, ein Potpourri aus allem, das uns die italienische Radiorockmusik in den letzten 30 Jahren zugespült hat. Ein Déjà-vu der schlechtesten Sorte. Jeder Ton, jeder Akkord findet sich an der Stelle wieder, an der man ihn eigentlich schon zwei Lieder vorher erwartet. Keine Überraschung, keine Experimente, kein Funken, nichts.

Laura Pausini stellt sich in eine Reihe mit italienischen Künstlern wie Eros Ramazzotti und Gianna Nannini und vergisst dabei, ein eigenes Ich aufzubauen. Wer sich zuletzt anstellt, steht hinten. Akustisch zwängt sie sich selbst in die enge Kiste, aus der sie auf dem Cover hervorschaut.

Bezeichnend, dass ausgerechnet der Titeltrack, eine Rock-Nummer wie aus den 90ern gestanzt und mit eben genannter Gianna Nannini vorgetragen, den einzigen erträglichen Höhepunkt des Albums darstellt. Der immer gegenwärtige Gedanke an die Skip-Taste verfliegt, wenn auch nur für kurze Zeit.

Denn "Nel Primo Sguardo" steht noch bevor, eine Liebeserklärung an ihre Schwester Silvia, eingesungen mit selbiger. Als wäre dieser unerträgliche Song nicht schon kitschig genug, untermalt ihn eine Mundharmonika, bei der man die ganze Zeit das Gefühl nicht los wird, Michael Hirte schiele um die Ecke.

Jedes einzelne Lied bedient sich des gleichen Bausatzes, und spätestens im hymnischen Refrain wirft Laura Pausini jede Heimeligkeit über Bord und eines der fünf verschiedenen Orchester und Streicherensembles, die am Album beteiligt waren, darf so richtig in den Schmalztopf langen. Kurzzeitig kommt das ungute Gefühl auf, Rondò Veneziano könnten zu eben diesen fünf gehören. Selbst "Celeste", das uns anfangs noch eine intime Klavierballade vortäuschen will, entpuppt sich schnell als Hymnenmonster.

Aber man soll ja aus allen Erfahrungen etwas Gutes mitnehmen. Nach "To Dico Ciao", einem weiterem belanglosen Weichspültitel ohne Ecken und Kanten, ist nach 51:45 viel zu langen Minuten wenigstens Schluss. Und das CD-Heft riecht gut. "Inedito" bleibt somit akustisch fragwürdig, olfaktorisch aber attraktiv.

Trackliste

  1. 1. Benvenuto
  2. 2. Non Ho Mai Smesso
  3. 3. Bastava
  4. 4. Le Cose Che Non Mi Aspetto
  5. 5. Troppo tempo
  6. 6. Mi Tengo
  7. 7. Ognuno Ha La Sua Matita
  8. 8. Inedito
  9. 9. Come Vvi Senza Me
  10. 10. Nel Primo Sguardo
  11. 11. Nessuno Sa
  12. 12. Celeste
  13. 13. Tutto Non Fa Te
  14. 14. Ti Dico Ciao

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6 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    "..was ihre Anwesenheit ab absurdum führt." wtf

  • Vor 13 Jahren

    Italo Pop aus der Gruselkiste so kennt man die gute Laura. Meine Frau liebt ihre Musik. Zum Glück ist das das einzige was mich an meiner Frau stört.

    Einfach zum wegwerfen der Brei aber bitte nicht meiner Frau sagen.

  • Vor 13 Jahren

    @swing: dann hast du wenigstens schon ein gescheites weihnachtsgeschenk :)

  • Vor 13 Jahren

    Is schon lustig, bei englisch gesungenen Alben werden auch auf die Texte eingegangen, wie schlecht Sie auch sein mögen.
    Hier wird aber nur von der ach so schrecklichen Musik gesprochen. Leute, Musik und Text gehören zusammen und das besonders bei Laura. Wenn man also kein italienisch versteht sollte man auch keine Rezi schreiben.
    Ok, das Album ist bestimmt nicht Ihr bestes, aber Ihre Texte gehen wie immer unter die Haut, berühren und reissen mit. Nicht umsonst hat Sie eine Riesenfangemeinde. Aber, tut mir leid, das können nur Leute nachvollziehen die Italienisch sprechen.
    Und von wegen hinten anstellen. Laura Pausini ist schon länger die erfolgreichste Italienische Sängerin aller Zeiten. Niemand in Italien füllt ganze Stadien in Rekordzeit. 2007 hat Sie sogar das San Siro mit 70.000 Fans gefüllt, ein Weltklasse Konzert.

  • Vor 12 Jahren

    70.000? Wow. Wie Mario Barth in Berlin. Haben noch mehr gemeinsam. Beide versteh ich nicht und beide sind scheiße.
    Ansonsten - wenn die Musik kacke, dann auch Texte egal. Wenn Du das anders siehst, geh Lulu hören.