laut.de-Kritik
Politisch korrekte Abgehmucke mit wütenden Raps und schweren Beats.
Review von Theresa LockerDie französisch-britische Combo ist ungefähr so alt wie das Internet für Privatanwender, nur nicht so populär. Bis heute mogeln sich die hyperaktiven Le Peuple de l'Herbe sich trotz anbetungswürdiger Livequalitäten irgendwie um den Erfolg herum. Das fünfte Album macht da sicher keine Ausnahme und gerade deshalb um so mehr Spaß.
Denn der Geheimtippstatus begründet sich schließlich auch in der Tatsache, dass sich die Band jeglicher Kategorisierung entzieht, indem sie einfach alles macht. Breakbeat, Hip Hop, Punk, Electro - Hauptsache, es knallt richtig.
Gibt es also plausible Einwände gegen diese Band? Schon: Der Rapper nervt zuweilen mit heiserem Geknödel, die Bandmitglieder geben sich bedenkliche Künstlernamen wie DJ Pee und Psychostick und dann und wann haut uns die Gruppe zu Recht vergessenes Neunziger-Gescratche über Crossover-Riffs um die Ohren. Bevor jedoch Schimpfwörter wie "Limp Bizkit" zuende gedacht sind, versöhnt "Tilt" mit astrein wütendem Hip Hop, cleverer Instrumentierung und tonnenschweren Beats, die trotzdem genial fedrig arrangiert sind.
Le Peuple de l'Herbe deklinieren das Thema der politisch motivierten Abgehmucke professionell durch und haben von ihrer Bissigkeit in 13 Jahren Bandgeschichte nichts eingebüßt. So fallen die Songs in Aufbau, Instrumentierung und Stimmung höchst unterschiedlich aus – gemeinsam ist ihnen nur der druckvoll-dynamische Unterboden, der das Album zum perfekten Begleiter für Geschwindigkeitsüberschreitungen macht.
"Heart & Soul" legt als Funk-Fusion-Kracher ziemlich beeindruckend vor und lässt den Spannungsbogen erst auf der ersten Single "Look up!" mit Dancehall-Spuren und der Auseinandersetzung mit öffentlicher Überwachung ein wenig locker. "L'esprit d'une epoque" treibt das Tempo dagegen wieder ans Limit. Unbestreitbar haben sich Le Peuple de l'Herbe hierbei von Agentenfilmen und ihren Soundtracks inspirieren lassen - Bilder einer Verfolgungsjagd tauchen auf und unter in einem Strudel aus präzisen Mariachi-Trompeten und knackigen Breakbeats.
Stimmfetzen, Filter, Streicher, Bläser: Die verschwenderische Art, wie hier in atemberaubenden Tempo mit Ideen und Versatzstücken gespielt wird, erinnert an die legendären australischen Sampleweltmeister Avalanches ("Nightmare"), der Spagat zwischen Gestern und Übermorgen klappt ohne Zerrung in der Leiste. So leuchtet das Lyoner Indie-Universum in unterschiedlichsten Farbschattierungen von Bristol-grauem Trip Hop über den dicken Farbauftrag eines überdrehten Bläserarrangements bis hin zu gleißend hellem Drum'n'Bass – und das alles konsequent projiziert auf die vertraut breite Leinwand des Hip Hop.
Man mag der Band vorhalten, dass sie sich bockig den Mechanismen jedes Marktes entgegenstellt, dass sie sich nicht entscheiden kann – dafür langweilt sie ihr Publikum definitiv nicht. Erste Wahl für alle, die Musik gerne hören, weil man sich so gut dazu bewegen kann.
1 Kommentar
hab'sch mia jekooft
janz lustich wa
der rap ist teils allerdnigs echt etwas arm nervig
andererseits gehts auch mal ganz gut ab
und dann gibt es noch momente, da erinnert einen irgendwas an apollo440 ...
najaaaaa
aber ein album der woche?