laut.de-Kritik
New Orleans-Funk aus Amsterdam, dynamisch und teuflisch tanzbar.
Review von Dani FrommEs dürfte so um die Jahrtausendwende gewesen sein: Damals veröffentlichte das historisch interessierte Londoner Label Soul Jazz einen Sampler mit New Orleans-Funk aus den 60er und frühen 70er Jahren. Inzwischen schreiben wir 2007, und eine höllisch rockende Combo aus Amsterdam liefert einen Kracher nach dem anderen, von denen jeder einzelne in der genannten, mit überaus großem Sachverstand zusammengestellten Kollektion überhaupt nicht auffallen würde. Verkehrte Welt?
Im Gegenteil: Die vier Herren von Lefties Soul Connection machen alles einfach dermaßen richtig, dass ihnen mittlerweile sogar der Gitarrist der Meters, Leo Nocentelli persönlich, das Prädikat "empfehlenswert" an die Brust heftete. Wer nicht gerade unter einer Kontaktallergie gegen Hammondorgeln und ungeschliffenen, dreckigen Funk leidet, dem bietet "Skimming The Skum" schweißtreibende, launehebende vierzig Minuten.
Warum eigentlich so kurz? Problemlos hätte ich mir das so gar nicht gezierte Zusammenspiel auch auf doppelter Länge angehört. Zum Glück gibt es die Repeat-Funktion. Fans der Explosions, Booker T & the MGs oder eben der Meters liefert der zweite Schlag der Niederländer einen heißen Kandidaten für die Dauerrotation.
Überflüssigen Schnickschnack sucht man bei den Lefties vergebens. Drummer Cody Vogel verpasst den (bis auf zwei Ausnahmen) instrumental gehaltenen Tracks ein solides Rückgrat in Form präziser, knüppelharter Rhythmen und braucht dazu nichts weiter als eine Bass- und eine Snaredrum. Auf diesem Fundament arrangieren sich Gitarre, Bass und Hammondorgel - wobei "arrangieren" um Welten zu gewollt für den ursprünglichen, organischen Sound tönt. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Lefties einfach loslegen - alles andere ergibt sich von selbst.
Jedes Instrument kommt zur Geltung, verbreitet, flankiert von den übrigen, seinen speziellen Charme, und das ganz ohne in enervierende, exzentrische Soli auszuufern. Dazu wirken die vier einfach viel zu fest in- und miteinander verwoben. Das Resultat gestaltet sich mal treibend ("Fais Do Do"), mal üppig ("Funky Chick") und mal mit tonnenschwerem Groove ("Chop It!"), bleibt aber stets dynamisch und teuflisch tanzbar.
"12 Inch Rims" verbreitet gar etwas Jazz-Appeal und stellt einen guten Beleg dafür, wie gekonnt man in Amsterdam Spannungsbögen konstruiert. Der Track hat etwas Lauerndes, jeden Moment rechnet man mit einem Ausbruch, der - mit welch dreckigen Hunden hat man es eigentlich zu tun! - ganz einfach nicht kommt. Statt dessen schließt sich der weichere, melodische Titeltrack an und beruhigt mit warmem Bass die zitternden Nerven.
Das Fehlen der Vocals gereicht an keiner Stelle zum Nachteil. Prägnant genug nimmt an vieler Stelle Alviz' Orgel den vakanten Raum ein. Zweimal greift Gitarrist Onno Smit allerdings doch zum Mikrofon. In "Get Back" und "Move What You Got" erweist er sich zwar keineswegs als Stimmwunder, passt allerdings dennoch bestens in den ungekünstelten Rahmen. Keep it raw!
29 Kommentare, davon 28 auf Unterseiten
warum keine 5 sterne? beste zeuch was ich wirklich seit laaangem gehört hab. kleiner geniestreich. großartig.