laut.de-Kritik

Nein wie hübsch! Lenny nackend in roter Farbe ...

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Nein wie hübsch! Lenny Kravitz nackend in roter Farbe. Lediglich mit Gitarre bewaffnet liegt er da, hat die Augen geschlossen und philosophiert wohl über den Sinn des Lebens. Für Erotomane ist alleine die optische Gestaltung des Albums Kaufgrund genug. Die holde Weiblichkeit vergrößert sich das Bild auf zwei mal zwei Meter hoch, der männliche Teil der Bevölkerung ist entweder neidisch auf den Hübschen oder sitzt mit dem Booklet bewaffnet bereits auf dem Abort und lässt seiner Phantasie freien Lauf ...

Freien Lauf ließ Lenny wieder einmal seinem Bedürfnis, Soul, Rock, Funk und Schnulz auf einem Album zu vereinen. Ein Lenny Kravitz-Album ist ein Lenny Kravitz-Album. An dieser Tatsache ändert auch das siebte Studio-Werk des Brooklyn Boys nichts. Produced, arranged, written and performed by wem wohl? Ja, auch der Tradition des "ich machs mir selbst" ist er treu geblieben. Messen lässt sich der Multiinstrumentalist ohnehin nur noch an der Zahl seiner Smash Hits. Die hat sich in den letzten Jahren zwar nicht mehr so dramatisch geändert, für den einen oder anderen Kracher hat er jedoch immer noch genug Songwriter-Talent auf der Pfanne.

"I'm the minister of rock'n'roll, I can heal you, I can save your soul" brüllt er im Opener leidenschaftlich. Recht so. Der Kravitz, der die fette Wurst vom Teller zieht, ist sowieso immer der Rocker gewesen, wohingegen der Barde mit den Rosen zwischen den Zähnen immer darauf achten muss, nicht selbst auf dem Glitsch seiner Schnulzen auszurutschen. Der Balanceakt, den er in der Vergangenheit mit Womanizern wie "Stand By Your Woman" und vor allem "Rosemary" bravourös meisterte, will ihm auf "Baptism" nicht so recht gelingen. "Calling All Angels" glänzt durch nicht vorhandene Stimmung. Da will das Kuscheln vor allzu viel Sülze keinen rechten Spaß machen. Etwas besser schmiegt sich der Titeltrack an die Ohrmuschel.

Mr. Eisenpimmels Qualitäten liegen - abseits seines gepiercten Gemächtes - ganz eindeutig bei flotteren Nummern der Marke "California", dem schmissigen "Lady" (keine Ballade). Ganz großen Funk-Sport präsentiert Lenny bei "Sistamamalover". Sehr reduziert schmirgelt die Klampfe über einen pumpenden Bass und dezenten elektronischen Einwürfen. Dazu lässt sich vortrefflich durchrhythmisierte Hüftgymnastik veranstalten.

Die Vorab-Single "Where Are We Runnin'" kann da leider nur bedingt mithalten, zu flach und unspannend wuppelt das sich Liedlein durch nicht einmal drei Minuten Spielzeit. Interessanter gestaltet sich das Klangbild mit David Sanborns leider etwas kurz geratener Saxophon-Attacke in "Flash". Mit Jay-Z taucht ein eher untypischer Gast auf. Mit wuchtig wummernden Bässen breitet Kravitz dem Hip Hop-Rentner den roten Teppich aus, auf dem jener zweifach seine Einlage zum Besten geben darf. Geht in Ordnung. So auch der Schmuseauklang mit der solo Akustikeinlage "Destiny".

"Baptism", Kravitzens Taufe ist eine angenehme, wenn auch nicht überraschende Angelegenheit. Aber bitte, muss das mit der roten Grütze sein? Das mutiert doch zu einer furchtbaren Sauerei, und das ist wiederum gar nicht hübsch.

Trackliste

  1. 1. Minister Of Rock'n'Roll
  2. 2. I Don't Want To Be A Star
  3. 3. Lady
  4. 4. Calling All Angels
  5. 5. California
  6. 6. Sistamamalover
  7. 7. Where Are We Runnin'?
  8. 8. Baptized
  9. 9. Flash
  10. 10. What Did I Do With My Life?
  11. 11. Storm
  12. 12. The Other Side
  13. 13. Destiny

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