laut.de-Kritik

Die Girl-Group feiert den Ausbruch aus der Fremdherrschaft.

Review von

Casting-Show-Teilnehmern stellt sich früher oder später immer folgende Frage: "Wie können wir unser eigenes Ding durchziehen, mit der Musik erwachsen werden und selber kreativ sein?". Nun stehen Little Mix an diesem Punkt, die 2010er-Antwort auf die Spice Girls, deren Erfolge die Britinnen schon lange überholt haben. Aber 2020 muss ein Image- und Zielgruppen-Wechsel her. Die Kiddies, die die Mucke gekauft haben, werden schließlich auch immer älter, also müssen Sound und Themen angepasst werden.

Nach ihrem letzten Longplayer "LM5" trennten sich die britischen Girls von ihrem Produzenten Simon Cowell und dessen Label Syco, um ihren Ausbruch aus der Songwriting-Fremdherrschaft nun mit "Confetti" feiern. Der "Break Up Song" ist zunächst jedoch ein typischer Popsong mit aufbauenden Strophen und einem explodierenden Refrain, den zahlreiche 14-jährige Mädels inbrünstig mitsingen dürften. "Holiday" verklingt im von Dua Lipa und The Weeknd bekannten 80s-Stil. Die Britinnen experimentieren ebenfalls mit dem Flashback-Trend: Zu der "Sweet Melody" lässt sich die Hüfte schwingen und die Melodie bleibt wegen des eingängigen "Du Du Du Du" im Ohr.

Die Lead-Single "Confetti" baut sich zum Drop auf, klingt aber eher unspannend. "Not A Pop Song" behandelt dann explizit die Vergangenheit der Band als Marionetten der Popwelt. Eine Anspielung an ihren Ex-Produzenten gibt es obendrauf: "I don't do what Simon says". Jedoch fühlt sich der Song trotz aller Querverweise nicht allzu aufrichtig an. Little Mix haben es vielleicht geschafft, sich von der Person Cowell zu emanzipieren, aber nicht von dessen Sound. Tracks wie "Happiness" mit freien Zeilen über Selbstliebe und die Annahme dessen, was man von einem anderen Menschen erwartet, oder "Gloves" mit seinem euphorischen Groove heben die Stimmung.

"Rendezvous" und "Nothing But My Feelings" behandeln die Bedeutung sexueller Beziehungen. Die Girlband bricht hier das Tabu, dass Mädchen genauso wie Männer lustvolles Begehren verspüren. Insgesamt bietet das Album nach wie vor tadellos gefertigten wie gleichförmigen Pop über Sex, Liebe und Trennungen. Mal wütend, mal frech, passen einige Songs allerdings perfekt zu diesen immer dunkler werdenden Tagen.

Trackliste

  1. 1. Break Up Song
  2. 2. Holiday
  3. 3. Sweet Melody
  4. 4. Confetti
  5. 5. Happiness
  6. 6. Not a Pop Song
  7. 7. Nothing But My Feelings
  8. 8. Gloves Up
  9. 9. A Mess (Happy 4 U)
  10. 10. My Love Won't Let You Down
  11. 11. Rendezvous
  12. 12. If You Want My Love
  13. 13. Breathe

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1 Kommentar mit 5 Antworten

  • Vor 4 Jahren

    Lese "Raus aus der Fremdherrschaft", guck mir das Vorschaubild des vorgeschlagenen Videos an und denke "Wen wollt ihr eigentlich verarschen?"...

    • Vor 4 Jahren

      "Raus aus der Fremdherrschaft" hat aber der Rezensent geschrieben. Ob sie es wirklich sind und es denen nun besser geht, ist die Frage. Im Zweifel gibts ja immer noch die Selbstgeißelung, die ohnehin oft gewählt wird, wenn keine Fremdgeißler mehr auszumachen sind. #Girlpower #Feminism

    • Vor 4 Jahren

      Ich meinte auch Laut und nicht die Gruppe selbst ;) Als ob so Girlgroups jemals wirklich selbstbestimmt wären... Den Scheiß komponiert jetzt halt ein anderer ekliger Heinz Wäscher...

    • Vor 4 Jahren

      Jepp. Kenne die hier jetzt kaum. Aber in der Regel werden die Sängerinnen nicht gecastet, weil sie so inspirierte Songs schreiben konnten, sondern weil der Schmierlappen von der A&R geil wurde. Klar wirds hier auch eher so n Heinz gewesen sein.

    • Vor 4 Jahren

      http://whaletail-forum.com/threads/little-…
      Sehr talentierte und begabte junge Frauen. Doch, doch..

    • Vor 3 Jahren

      Diese Jesy ist doch jetzt ausgestiegen? Ist schade, denn sie hat den kleinen Brathahn am besten empowered. Werde jetzt vermutlich in tiefe Depressionen verfallen, weil ich mir mein Selbstwert an keinem Promi mehr aufbauen kann. :(