laut.de-Kritik

Norwegischer Feenzauber mit Stil und Stimme.

Review von

Auf der Referenzliste von Liv Kristine stehen Beteiligungen an Bands wie Theatre Of Tragedy, Weltenbrand, Heavenwood, Atrocity oder zuletzt Leaves' Eyes, an der auch Ehemann Alexander Krull mitwirkte. 1999 erschien Livs erstes Solo-Album "Deus Ex Machina" und grenzte sich stilistisch stark von ihren früheren Aktivitäten ab. Mit "Enter My Religion" präsentiert die Norwegerin nun ihren zweiten Alleingang.

Die Gitarren zu Beginn des Openers "Over The Moon" deuten zunächst auf kräftigen Metal hin, doch der tritt rasch in den Hintergrund. Es entwickelt sich ein treibender Popsong, der mit seiner catchy Hookline sofort gefällt. "Fake A Smile" erweist sich als luftige Ballade, bei der Livs Stimme im Vordergrund steht und die Hauptrichtung der meisten Lieder vorgibt: Im Midtempo gehaltene Balladen-Klänge dominieren "Enter My Religion". Mit etwas angezogenem Tempo wird "All The Time In The World" beschworen. Straighter und gitarrenbetonter fällt "My Revelation" aus, bevor in "Coming Home" wieder gefällige Harmonien im Vordergrund stehen.

Pop ist das Zauberwort für Livs Album: Die frühere Metal- und Goth-Rock-Affinität taucht hier lediglich als begleitendes Stilmittel für ihren breit angelegten musikalischen Rahmen auf. Es finden sich neben den gelegentlichen E-Gitarren-Arrangements Mandolinen, Flamenco-Anklänge und getragene Piano-Partituren; ergänzt von Folk-Elementen. Die dynamische und saubere Aufnahmetechnik der Produktion setzt die Songs stets ins richtige Licht. Im Gegensatz zum Vorgänger "Deus Ex Machina" kommen hier weniger elektronische Klänge zum Einsatz.

Sitar-Klänge leiten den Titelsong ein, der mit seinen einschmeichelnden Melodiebögen und Livs hauchzarter Stimme wohlig unter die Haut geht. "Streets Of Philadelphia" adaptiert gelungen Bruce Springsteens Titelsong des Oscar-gekrönten Streifens. Arrangementtechnisch wärmer angelegt als das Original, fügt Liv dem Track neue, weichere Akzente hinzu. "You Take Me Higher" erscheint mehr dance-orientiert und mit einem dezenten Drum'n'Bass-Anstrich versehen.

"Enter My Religion" überzeugt als abwechslungsreicher, clever konzipierter Songreigen, der ganz auf die blonde Sängerin zugeschnitten ist. Die Vielfalt der eingesetzten Stilmittel in Arrangement und Gesang sorgt beim Hörer für Spannung und Abwechslung. Der norwegische Feenzauber funktioniert - neben seiner Leichtigkeit im Sound - besonders dank der charismatischen Präsenz seiner Protagonistin. Liv gelingt ein Album mit romantischen Anklängen, das aber niemals in Kitsch abgleitet.

Manch Fan, der eher die härtere Kristine der Vergangenheit bevorzugt, könnte dieses Album zu poppig und zu zurückgenommen erscheinen. Wer seine persönliche Sammlung weiterhin komplettieren will, kommt an "Enter My Religion" natürlich nicht vorbei und findet in unbeobachteten Momenten vielleicht trotzdem Gefallen an Livs romantische Songs: Denn auch in jedem beinharten Metaller steckt schließlich eine sanfte Herz-Ecke, die sich gewiss nur allzu gerne von Livs engelsgleicher Stimme gefangen nehmen lässt.

Trackliste

  1. 1. Over The Moon
  2. 2. Fake A Smile
  3. 3. All The Time In The World
  4. 4. My Revelation
  5. 5. Coming Home
  6. 6. Trapped In Your Labyrinth
  7. 7. Blue Emptiness
  8. 8. You Are The Night
  9. 9. Enter My Religion
  10. 10. Streets Of Philadelphia
  11. 11. You Take Me Higher
  12. 12. For A Moment

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1 Kommentar

  • Vor 11 Jahren

    "Liv gelingt ein Album mit romantischen Anklängen, das aber niemals in Kitsch abgleitet."

    Sagen sie mal, lieber Laut-Redakteur, sind ihre Ohren zugewachsen?

    Es fängt schon beim Album-Cover an und zieht sich wie ein zäher Kaugummi durch die gesammte Platte.

    Oberkitschig!