laut.de-Kritik

Globalisierung im aggressiv rumpelnden Stil.

Review von

Mein lieber Herr Gesangsverein. Ich hätte es ja kaum mehr für möglich gehalten, dass das britische Aggro-Kommando Lock Up nach dem tragischen Tod von Napalm Death- und Terrorizer-Legende Jesse Pintado sowie internen Problemen noch mal in die Vollen geht. Doch wie schon 2002, als Tomas Lindberg den guten Peter Tägtgren am Mikro ersetzte, haben die Rumpelfetischisten in die Spur zurückgefunden.

An der Klampfe bietet nun Criminal- und Pentagram-Axtschwinger Anton Reisenegger sein Können feil und gibt dem Highspeed-Gekloppe einen neuen Anstrich, ohne auf ehrwürdige Pintado-Gedenkriffs zu verzichten.

Mit einer derartigen Packung metallischer Tausendsassas an Bord kann aber auch herzlich wenig danebengehen. Neben dem szeneprägenden Gekreische von At The Gates-Legende und Metalcore-Urvater Lindberg und den angesprochenen Gitarrensalven des Exil-Chilenen Reisenegger vollenden Napalm Death Scheiteltroll Shane Embury (b) und Wuchtbrummer Nicholas Barker (d) aus England das Gesamtpaket, das zumindest im Metaluniversum beweist, dass Globalisierung durchaus funktionieren kann.

Genannter Nicholas Barker ist auch das große Herz von Lock Up, denn ohne die impulsiv-eruptiven Stockschläge des fülligen Insulaners würde die Combo wohl nur unter ferner liefen firmieren. Blastbeat-Stakkatos, Doublebass-Salven und die tighte Rhythmik samt der fetten Produktion von Andy Sneap sind hier mehr als die halbe Miete.

Feinmotoriker werden bei unzweideutigen Songtitel wie "Anvil Of Flesh", "Infiltrate And Destroy" oder "Accelerated Mutation" kreischend das Weite suchen. Wer aber auf Death Metal-lastigen Grindcore der besonders herben Sorte steht, könnte Lock Up getrost als seine akustische Bibel betrachten.

Neben dem druckvollen Sound und der rotzigen "Leckt mich am Arsch"-Attitüde überzeugen vor allem die punktgenau platzierten Rhythmusausflüge, die Lock Up vom Genre-Einerlei herausstechen und das Album damit zu einer modernen Schlachtplatte gedeihen lassen, ohne die Old-School Anleihen auszublenden. Da die Riege an versierten Metal-Legenden anscheinend nicht genug ist, haben die Jungs auch noch Carcass-Shouter Jeff Walker und ex-Sänger Peter Tägtgren für Guestvocals an Bord geholt.

Einziges Manko ist der mangelnde Abwechslungsreichtum, der "Necropolis Transparent" nach wenigen Durchläufen etwas fad erscheinen lässt. Ansonsten bietet das Drittwerk dieses All-Star Side Projects so ziemlich alles, was das interessierte Zielpublikum zum Schädelabmontieren benötigt. Das ist möglicherweise sogar die Napalm Death-Scheibe, die sich so mancher Maniac schon seit Jahren wünschen würde.

Trackliste

  1. 1. Brethren Of The Pentagram
  2. 2. Accelerated Mutation
  3. 3. The Embodiment Of Paradox And Chaos
  4. 4. Necropolis Transparent
  5. 5. Parasite Drama
  6. 6. Anvil Of Flesh
  7. 7. Rage Incarnate Reborn
  8. 8. Unseen Enemy
  9. 9. Stygian Reverberations
  10. 10. Life Of Devastation
  11. 11. Roar Of A Thousand Throats
  12. 12. Infiltrate And Destroy
  13. 13. Discharge The Fear
  14. 14. Vomiting Evil
  15. 15. Stigmatyr
  16. 16. Through The Eyes Of My Shadow Self
  17. 17. Tartarus

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