laut.de-Kritik

Psychedelic daheim bei Papa Blues.

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Manchmal bedeutet Musik eben auch ein politisches Statement. Etwa bei Los Lobos, die sich seit inzwischen über dreißig Jahren erfolgreich im Rock-Geschäft behaupten. Sie machten nie einen Hehl aus ihrer mexikanisch-spanischen Herkunft und wehrten sich erfolgreich dagegen, ihre Musik einem von Weißen dominierten Markt entsprechend anzupassen.

Gänzlich verschont vom handelsüblichen Weichspülmarketing ziehen Los Lobos auch 2010 ihr Ding durch. Und beweisen mit "Tin Can Trust", dass der legendäre "La Bamba"-Hit bei weitem nicht alles auslotet, was ihr musikalisches Können angeht. Gern wird zwar die Zitatekiste geöffnet, irgendwo im weiten Feld zwischen Steve Miller oder Tito And Tarantula. In solchen Augenblicken ziehen Los Lobos aber richtig vom Leder, und mischen so manch inzwischen betulich dahindümpelnden Kollegen auf.

"Burn It Down" steht als Opener stellvertretend für die energische Fusion verschiedenster Stileinflüsse aus Blues, Southern Rock und Latin: Das Niederbrennen erfolgt nicht in Form eines rasch verpuffenden Strohfeuers. Stattdessen vereinen sich wohlüberlegt gesetzte Saitenfackeln am Ende zu einer dunkel glühenden Gitarrenwand.

Zum Ende des bluesigen "On Main Street" schleicht sich ein versteckt und elegant swingendes, in der Menge verschwindendes Saxofon. "Yo Canto" gibt Gelegenheit zur mexikanischen Party, bei der trotz aller beschwingten Rhythmik ein gewisses, wachsames Misstrauen gegenüber der ausgelassenen Stimmung seinen Platz findet. Das Instrumental "Do The Murray" gefällt als staubtrocken dahingerotzter Westcoast-Rock.

Die Titelnummer "Tin Can Trust" kommt als rauer und erdiger Rhythm And Blues-Kumpel, der dir Abends einen großen Becher Bier reicht. Die Southern Nights abseits von Glanz und Glamour werden großgeschrieben.

In den Händen von Los Lobos gestalten sich auch Cover-Songs als großes Kino, hier im Falle von The Grateful Deads "West L.A. Fadeaway". "All My Bridges Burning" weckt Visonen eines nie erschienenen, aber ganz großen Eagles-Song. Und man freut sich darüber, dass ihn gerade die Los Lobos gefunden haben.

Eine Klasse für sich: Die stets in sich stimmigen und mit unzähligen Nuancen ausgearbeiteten Arrangements, die es einem angenehm schwer machen, so manche Nummer eindeutig einem Genre zuzuordnen. Eine solche Vorgehensweise beweist andererseits einfach nur, welch Musikalität den Lobos innewohnt. Latin-Rhythmen flirten mit Psychedelic-Gitarren im Haus von Papa Blues, und über Los Angeles scheint die heiße, smogverhangene Abendsonne.

"Jede Platte, die wir machen, fühlt sich an, als arbeite man an der ersten. Wir starten einfach immer wieder von Null, und versuchen das Beste, was wir können", kommentiert Steve Berlin die neue Platte. Angenehmes Unterstatement nennt man so was.

Trackliste

  1. 1. Burn It Down
  2. 2. On Main Street
  3. 3. Yo Canto
  4. 4. Tin Can Trust
  5. 5. Jupiter Or The Moon
  6. 6. Do The Murray
  7. 7. All My Bridges Are Burning
  8. 8. West L.A. Fadeaway
  9. 9. The Lady And The Rose
  10. 10. Mujer Ingrata
  11. 11. 27 Spanishes

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