laut.de-Kritik
Setzen neue Akzente in die britische Traurigkeit.
Review von Jasmin Lütz"Lowgold?, dachte ich mir, noch nie gehört!" Aus England? Aha, das hört sich doch schon mal gut an. Nude Records, na, das wird ja immer besser. Auf dem Label sind ja schon großartige Platten von Bands wie Suede oder auch Black Box Recorder erschienen. Schön, dann mal rein in den CD-Player. Der kurze instrumentale Beginn "Golden Ratio" hört sich vielversprechend an. Harmonisches Gitarren-Keyboard Intro. Tasteninstrumente finde ich gut. Und dann der direkte Übergang zu "Beauty Dies Young". Im ersten Moment fällt mir "Creep" von Radiohead ein. Doch die steigernde Dramatik fehlt. Zu leicht für meinen Geschmack. Dennoch irgendwie mitreißend. Muss auch am Text liegen. Zumindest nicht verwunderlich, dass diese Singleauskopplung der britischen Musikpresse zu einer neuen Euphorie verholfen hat.
Hoffe nur, dass die Schönheit der Melodien dieser Platte nicht zu früh stirbt. Aber meine Bedenken werden schnell bei Seite geräumt. Die Melancholie und Traurigkeit ist bei den Songs von Lowgold stets vorhanden. Eigentlich kaum zu glauben, dass "Just Backward Of Square" von einer Band aus kleineren Vororten von London stammt. Diese Platte kling doch sehr amerikanisch. Dafür sind wahrscheinlich die rockigen Einflüsse von Musikern wie Neil Young oder Elliot Smith verantwortlich. Es rockt, aber nicht zuviel. Eine gelungene Komposition!
"Out Of Reach", die sanfte Stimme von Sänger Darren Ford und die harmonisch klingenden Gitarren stehen immer wieder im Vordergrund. Kein Wunder, dass da Chris Martin, Sänger von Coldplay, auf der gemeinsamen Tour mitsingen musste. Sounds und Lyrics treffen einen schon ins Herz. Immer wieder beliebte Vergleiche mit den Herzensbrechern Coldplay oder Travis. Die meiner Meinung nach doch ein leichtes Stechen mehr in der linken Hälfte des Körpers verursachen.
Dennoch kann man Lowgold keinerlei Vorwürfe machen. Im Gegenteil. Sie versuchen sich von der mächtigen Konkurrenz ein wenig zu lösen. Sie haben ihren eigenen Stil komponiert und setzen neue Akzente in die britische Traurigkeit. Es wird ja auch immer schwieriger auf der Insel musikalisch anerkannt zu werden.
"Counterfeit" habe ich als meinen persönlichen Hit favorisiert. Da merkt man, dass die vier Briten Grandaddy zu ihren persönlichen Idolen zählen. Der Song ist auch in England schon als Single veröffentlicht worden. Ständige Vergleiche machen das Songwriting mit Sicherheit nicht einfacher. An Songs wie "In Amber" oder "Less I Offer" merkt man, dass die Band um Frontmann Darren die richtige Mischung für sich getroffen haben. Für den Zuhörer ist die Platte eine neue Erfahrung und man wünscht den Jungs gleich, dass sie auch außerhalb ihres Heimatlandes Erfolge feiern können.
Rundherum ein gelungenes Debut-Album. Hach, was wären wir doch nur ohne diese traurigen Songs. Auch wenn man eigentlich nur heulen könnte, macht diese Art von Musik so viel Spaß! Bitte mehr davon!
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