laut.de-Kritik
Wie viel Latin-Herzschmerz verträgst du?
Review von Lucinda KirchhoffSchlagerfans mit einer Leidenschaft für spanische Musik: aufgepasst! Spätestens nach dem Mega-Hit "Despacito" kennt jeder den Namen Luis Fonsi. Doch tatsächlich existiert der puertoricanische Sänger schon viel länger: Mit "Vida" veröffentlicht er sein mittlerweile zehntes Studioalbum. Mit Ausnahme von ein paar Latin-Pop-Nummern mit etwas Tempo wartet das Album allerdings größtenteils mit spanischsprachigem Schlager auf.
Manchmal ist es einfach zu viel des Guten, wie "Le Pido al Cielo" zeigt. Luis fragt dabei den Himmel, natürlich mit ganz viel corazón, was wohl passiert, wenn er geht und ihr Lachen verlässt. Herrje, Helene Fischer lässt grüßen. Der Gitarren-Track "Ahi Estas Tu" und "Tanto Para Nada" folgen dem selben Muster und sind nach dem Hören auch sofort schon wieder vergessen.
Mit spanischer Musik verbinde ich eigentlich tanzbare Reggaeton-Nummern, die mich gedanklich zurück in den Urlaub, an den Strand von Barcelona versetzen. Das Problem daran: Auf diesem Album findet sich außer den Hits "Despacito" und "Enchame La Culpa" leider nicht viel mehr Tanzbares. Die meisten Tracks erinnern eher an eine Kaffeefahrt mit meiner Oma in die spanischen Berge.
Dafür liefert "Mas Fuerte Que Yo" ein perfektes monotones Beispiel. Einzig die wenigen Synthie-Beats in der Mitte des Songs geben Hoffnung. "Sola", die nächste Single, kommt poppiger daher, erstaunlicherweise inklusive R'n'B-Elementen, und hat das Potenzial für eine einigermaßen erfolgreiche Radioballade. Je nachdem, wie viel Latin-Herzschmerz die Hörer vertragen.
In "Apaga La Luz" schaltet Fonsi wortwörtlich das Licht aus. Dabei reicht dieser Track, zusammen mit "Calypso", noch am ehesten an "Despacito" heran. Endlich kommt, dank 50er-Jahre-Rumba-Rhythmus, doch noch etwas Urlaubs-Feeling auf.
Um in erfolgreicheren Zeiten zu schwelgen, haut Luis Fonsi zum Schluss noch Remixe raus: eine "Despacito"-Version zusammen mit Justin Bieber, und eine alternative Version von "Calypso". Es wirkt wie der einigermaßen verzweifelte Versuch, das Album doch noch schnell in die richtige Richtung zu biegen. Dabei hätte es Luis Fonsi auch einfach belassen sollen: Hier darf er sich guten Gewissens auf seinen One-Hit-Wonder-Lorbeeren ausruhen.
1 Kommentar
Naja, „one hit wonder“,
im spanischsprachigen Raum ist der schon seit ca. 15 Jahren durchgängig ziemlich erfolgreich. Mit Crap, klar, aber eben doch.