laut.de-Kritik
Verbreitet alles andere als Angst und Schrecken.
Review von Daniel StraubOb der beinahe gleichnamige Film von Terry Gilliam mit Johnny Depp als promoviertem Journalisten und Benicio Del Toro als nie um einen Rat verlegenen Anwalt in den Hauptrollen bei der Namensfindung von Luke Slaters neuer CD Pate gestanden hat, lässt sich nicht so ohne weiteres sagen. Angst und Schrecken jedenfalls haben mich beim Hören der beiden Silberlinge nicht überkommen. Aber ich war auch nicht in Las Vegas. Vielleicht lags ja daran. Ist auch alles nicht weiter schlimm, Namen sind ja bekanntlich Schall und Rauch. Was zählt ist, dass mit Luke Slater sich einer der interessantesten DJs der Szene an die 'Wheels Of Steel' stellt und eine beeindruckende Performance bietet, die nicht nur für Technoheads ihren Reiz entfaltet.
Insgesamt 44 Tracks hat Slater für sein erstes Mix Projekt "Fear And Loathing" ausgewählt und daraus zweimal über 70 Minuten feinste DJ-Kunst gezaubert, die zunächst kompromisslos den Dancefloor bedient, um später subtilere Töne anzuschlagen und mit housigen oder minimal-experimentellen Nuancen zu überraschen.
Die ersten 70 Minuten von "Fear And Loathing" unterstreichen eindrücklich, warum Slater zu den Top DJs der Szene gehört. Mit einem feinen Gespür für die Tanzfläche baut er sein Set auf, das mit dem treibenden Track "Atomic" von Planetary Assault Systems aka Luke Slater himself zum ersten Mal richtig abrockt. Der gut sortierte Plattenkoffer von Luke Slater ist mit Sicherheit beeindruckend und eine der Grundvoraussetzungen für ein gelungenes Set. Doch helfen die beste Scheiben nichts, wenn der DJ nicht die Skills hat, um einen ordentlichen Mix zu gestalten. Und genau hier zeigt sich Slaters herausgehobene Stellung unter den Techno DJs unserer Tage. Er benutzt seine Platten als Rohmaterial, das er mit den DJ-Werkzeugen Plattenspieler und Mischpult bearbeitet. Er fasst seine Platten an, zieht sie auf dem Plattenteller vor und zurück, kreiert neue Geräusche und macht diese zum charakteristischen Erkennungsmerkmal seines Sets.
Der streng am Dancefloor ausgerichteten ersten CD steht ein zweiter Teil gegenüber, auf welchem Slater die Geschwindigkeit etwas zurück nimmt und zunehmend minimale Tracks den Weg auf die Plattenspieler finden. Doch keine Angst, tanzbar bleibt auch dieser Mix. Dafür sorgen schon Tracks von Detroit-Pionier Jeff Mills, Adam Beyer oder Felix Da Housecat. Auch wenn man zwischendurch immer wieder verführt wird, das Tanzbein für einen Moment ruhig zu halten und sich statt dessen im Flow des Mix treiben zu lassen.
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