laut.de-Kritik
So verträumt und entspannt hat er schon lange nicht mehr geklungen.
Review von Giuliano BenassiDie ersten Momente seines achten Albums führen zurück zum Beginn von Matt Wards Karriere, als er seinem 4-Spur-Gerät, dem er bis heute treu geblieben ist, in den eigenen vier Wänden zu unmöglichen Stunden verträumte Songideen anvertraute. Diesmal hat er einfach auf REC gedrückt, als es draußen stürmte.
Doch die 16 Jahre, die seit seinem Debüt vergangen sind, haben natürlich Spuren hinterlassen, schließlich ist Ward als Mitglied von She & Him und Monsters Of Folk zu einer Indie-Größe aufgestiegen. Sein Solo-Vorgängeralbum "A Wasteland Companion" schaffte es 2012 gar auf Platz 21 der US-Charts.
Zu Kopf gestiegen ist Ward der Erfolg zum Glück nicht. So verträumt und entspannt hat er schon lange nicht mehr geklungen. Wie gewohnt hat er die meisten Spuren selbst aufgenommen, aber auch ein paar Bekannte mit ins Boot genommen.
So sorgt Neko Case in "Time Won't Wait" für Dampf, während K.D. Lang in "Little Baby" eine Doo Wop-Einlage liefert. Peter Buck von R.E.M. spielt einmal Gitarre ("Phenomenon") und einmal Mandoline ("Temptation"). Ein weiterer bekannter Name ist der Brian Wilson, der zwar nicht persönlich zu hören ist, dafür "You're So Good To Me" geschrieben hat, ein Lied der Beach Boys, das Ward gelungen covert.
"Es ist eines der größten Rätsel der USA heutzutage: Einerseits müssen wir die ständig neue Katastrophenmeldungen auf dem Titelblatt verarbeiten, andererseits versuchen wir so zu leben, wie es uns die Stil-Seite vorschlägt. Irgendwie muss unser Gehirn in der Lage sein, die Menschheit aus der Vogelperspektive zu beachten. Musik kann uns dabei helfen", erklärt er seinen Ansatz.
Eine Flucht aus der Realität bietet Ward nicht, dafür sind seine Stücke mit zu viel Hall und Verzerren versehen, womit sie ständige Aufmerksamkeit erfordert. Das ist die größte Änderung zu seinen ersten Platten. Schlechte Nachrichten - oder klischeehafte Platten - sind von ihm aber nach wie vor nicht zu erwarten.
1 Kommentar
wie kann so ein guter Künstler auf laut.de so verkommen?