laut.de-Kritik
Der Herzog vom Prenzlberg meint es nicht so ernst.
Review von Dominik Lippe"Für schlechten Geschmack gibt es die Todesstrafe", fällt MC Bomber im Prolog seines zweiten Albums "Gebüsch" das drakonische Urteil. "So ist es, so war es und so bleibt es für immer." Der Henker kann sich angesichts der zahllosen Imitate der schon im Original nur semigenießbaren Trends schon mal auf Überstunden einstellen. Zeitgenössische Hypes macht Staatsanwalt Bomber lustvoll verächtlich: "Ihr macht jetzt Tropical Trap und habt 'ne angesagte Maxi, aber in 'nem knappen Jährchen seid ihr Kinder wieder Taxifahrer."
MC Bomber macht sich lieber frei von jeglichen Erwartungen. Die Instrumentals lassen sich mehrheitlich klassischem Boom Bap ("Hand Runter", "Actionrap", "Ode An Die Sexarbeit") zuordnen. Gelegentliche funkige Einsprengsel ("Wie Die Feste Fallen", "Männersache") steigern den Spaß weiter. Zwar klingt das Soundbild als handele es sich um ein mindestens 20 Jahre altes Album, doch in Anbetracht des "Rumms-Rumms-Techno", den Bomber drohend als "Die Alternative" präsentiert, kann sich der Hörer glücklich schätzen.
Auch der Albumtitel zeugt letztlich davon, dass Bomber den Freiheitsbegriff verinnerlicht hat, den K.I.Z. vor nunmehr zehn Jahren zur Veröffentlichung des Curse-Albums "Freiheit" im Interview ausführten: "Wenn Curse wirklich frei wäre, dann hätte er sein Album "Tomatensalat" genannt. Denn nur das beweist ultimative Freiheit." Mit "Gebüsch" kommt MC Bomber dieser Idee bereits verdammt nahe.
Die Mission des "Herzog vom Prenzlberg" deckt sich weithin mit der seines Komplizen Shacke One ("Stock im Arsch, aber Mut ihn zu lösen."). Humorvoll gibt er sich seinen Hobbys rund um Saufen und Halligalli hin ("Alkohol soll dumm machen und auch gleichgültig. Verstehe ich nicht, interessiert mich nicht.). Mit zum Teil wunderbar absurden Lines ("Vom Kaufhaus zum Dealer, vom Dealer ab nach Hause, so verläuft der Tag im Leben eines Humanisten.") harmoniert Bomber offensichtlich auch mit DCVDNS, dem "Atzenkeeper wie Justin Bieber".
"Mein Rap ist gegen Weiber, denn ich finde sie verlogen." Statt sich wie sein Nordachse-Kollege ganz auf die Kerndisziplinen "Bossen & Bumsen" zu konzentrieren, gefällt sich Bomber in der Rolle des Provokateurs, der vorzugsweise Feministen und das politisch korrekte Kreuzberger Milieu triezt: "Die ZDF-Tanten fragen, was ich gegen Frauen hab'. Im Endeffekt sind sie der Grund, dass ich täglich Frauen schlag'."
In "Achtes Weltwunder" vergaloppiert sich Bomber auf dem Pfad der ignoranten Deutschtümelei, den auch Jens Spahn und Horst Seehofer fortwährend beschreiten: "Ich bin engstirnig, eingebildet und ich hasse Toys. Du fragst mich irgendwas auf Englisch, ich antworte auf Deutsch." Um jedoch jedweder politischen Einordnung zu entgehen, schiebt er pflichtschuldig hinterher: "Weil ich so engagiert die AfD-Meute hasse, würd' sich sogar diese Sookee von mir teebeuteln lassen."
Wie im Kommentar zu Prezidents "Ich geh dir liebend gern die Extrameile auf den Sack" auf den Punkt gebracht, geht es MC Bomber offensichtlich ebenfalls darum sich mittels "rückwärtsgewandter Rauchbomben" nicht die "Blöße einer tatsächlichen Position zu geben". Dem entsprechend stehen gerade die engagierten Kollegen wie Sookee oder die Antilopen Gang namentlich auf der Abschussliste des Zynikers.
So gibt der Nachfolger zu "Predigt" ein zwiespältiges Bild ab. Zwar durchaus unterhaltsam und ansprechend produziert, aber auch im Widerspruch zu den Entkrampfung fordernden Texten verkrampft geflowt. Dazu unterscheidet sich die bei kritischen Nachfragen erfolgende haltungslose Flucht in die Ironie nicht übermäßig von den kindischen VBT-Kollegen wie sich im Gespräch mit "heute+" bestätigte: "Onkel Bomber ist 'n Sänger, und er meint es nicht ernst.
5 Kommentare
cover grossartig. musik nicht gehört. bomber in interviews einfach ekelhaft.
Ach nö, was auf mich vor ein paar Jahren noch so erfrischend gewirkt hat, langweilt nur noch. "Hand runter" und "Drogenhöhle" fand ich ganz witzig, sonst ist nichts von dem Album hängengeblieben. Und ich habe es mehrfach versucht
2/5
fler 2 sterne aber dieser pico ist durchaus unterhaltsam und ansprechend produziert
Wird auch immer langweiliger. Auf dem Shacke Album warn halt wirklich nochn paar Tracks, die ich auch immer noch gerne einwerfe. Hier hab ich nach einem Durchgang schon keine Lust mehr.
Deutschrap ist scheiße.