laut.de-Kritik
Der beste Rapper Frankreichs ist zurück.
Review von Eberhard Dobler"Prose Combat" lautet die Aufgabe MC Solaars in diesem Leben. "Prose Combat" hieß auch das zweite Album des Franzosen, das jeder besitzen muss, der behauptet, an der Seele des Hip Hops gekratzt zu haben. MC Solaar verfügt über die seltene Gabe, Songs zu kreieren, die den Dancefloor brodeln und die Yogagruppe abheben lassen. Sein neuester Output "Cinquième As" gibt sich bevorzugt laid back und noch bedeutungsschwangerer als sonst.
"Satan rit, Solaar pleure" teilt der französische Ur-Rapper auf "Solaar Pleure" mit und macht deutlich, in welcher Liga er aufläuft. Zwar kickt MC Solaar seine Rhymes nicht im Höllenfeuer. Seine Produktionen und Inhalte schweben dennoch über den bodenständigen Standards. Das Gerüst aus Beats, Samples und Raps in Kombination mit ausgewählten Sounds und Effects sucht seinesgleichen. Einmal mehr beweist Solaar die internationale Klasse des französischen Hip Hops. Missy Elliott oder Guru haben das schon lange erkannt.
Hip Hop, Funk, Jazz und vor allem Melodiösität gehören zur Grundausstattung eines Solaar-Albums. Der G-Funk ("RMI") hat etwas an Einfluss verloren, dafür hört man Samples von Streichern und anderen klassischen Instrumenten (beispielsweise "La Belle Et Le Bad Boy"). Die Single "Hasta La Vista" beschreitet iberisch-mexikanische Wege und "Baby Love" kostet von der melodiösen Atmosphäre des French House. "Si Je Meurs Ce Soir (feat. Black Jack)" sollte jeder Alibi-Thug verinnerlichen.
Zwischen Apocalypse, mühevoll unterdrückter Wut und einem Schimmer Hoffnung bewegen sich die Lyrics des Franzosen. Seine Texte, gerne als Poesie bezeichnet, zeugen von souveräner Eleganz. Claude M'Barali proletet nicht durch die Gegend, sondern rappt kompromisslos und niveauvoll. Seine "Prose Combat" fließt dabei nicht intellektuell-verkrampft, sondern laid back aus den Boxen. Was den smoothen Franzosen betrifft, gibt es kaum eine Alternative: Anlage aufgedreht, kopfgenickt, zugehört und von der Seele des Hip Hops gekostet.
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