laut.de-Kritik
Techno-Tanzstunde mit der sympathischen Berlinerin.
Review von Daniel StraubMaayan Nidam macht sich rar, verschwindet zeitweise gänzlich von der Bildfläche. Umso überraschender taucht sie dann wieder auf. So wie jetzt, als Lucianos Cadenza Label den zweiten Longplayer der Berlinerin präsentiert. "New Moon" heißt der Follow-Up zu ihrem 2009 veröffentlichten Erstling "Nightlong".
Damals zog es Nidam auf die Karibikinsel Kuba, wo sie sich für ihr Album inspirieren ließ. Ein Schritt, der sie in die Interessensphäre von Cadenza-Chef Luciano rückt. Der gebürtige Chilene hat für sein Label in der Vergangenheit immer wieder Produzenten ausgewählt, die zum einen mit beiden Beinen fest in den aktuellen Entwicklungen von House und Techno verwurzelt sind, zum anderen aber mit einem offenen Ohr für lateinamerikanische Rhythmen durch die Welt reisen und dieses Interesse in ihre Tracks zu übersetzen wissen.
Maayan Nidam mit ihren Releases beim Berliner Minimal-Label Perlon und ihrer Leidenschaft für die Musik der Karibik passt perfekt ins Beuteschema von Luciano. Mit "New Moon" unterstreicht sie jetzt, dass das Vertrauen in sie voll und ganz gerechtfertigt ist. Wie schon Ernesto Ferreyra mit seinem Album auf Cadenza, so verzichtet auch Nidam darauf, dem dort gepflegten Micro-House zu huldigen. Sie stellt ihre Sounds stattdessen sehr plastisch und füllig in den Raum, wie beim fantastischen Hypno-Afterhour-Track "Trippin' Over You".
Doch nicht nur was den Groove in ihren Stücken auf "New Moon" angeht, passt Nidam nicht zu 100 Prozent ins Cadenza-Roster, für das noch immer Soundtüftler wie Villalobos, Mirko Loko und Reboot stehen. Nidam bringt eine gute Portion Eingängigkeit, man könnte auch sagen Pop, in den ansonsten recht hermetischen Sound von Cadenza. Sie scheut sich nicht, ihren Tracks eine Hookline mit zugeben und die Zuhörer mit Melodien zu begeistern.
So steht am Ende von "New Moon" ein Album, das sich nicht ausschließlich an die Experten der Szene wendet und bei diesen mit detailversessenem Produktionsaufwand Eindruck machen will, sondern ein Album, das man dank seiner fluffigen Grooves und schönen Melodien einfach genießen kann. Und das vor allen Dingen tanzend, wie schon der Blick aufs Cover deutlich macht.
Noch keine Kommentare