laut.de-Kritik

Zu viele Feature-Gäste für ein ordentliches Ausrast-Inferno.

Review von

"Hottest producers in the world", "guest-heavy-extravaganza", "genre-destroying", so lautet der internationale Konsens, als Switch und Diplo 2009 ganz offiziell fusionierten. Major Lazer, der freundliche Disco-Soldat von nebenan, war geboren. Jener elektronische Dancehall-General, welcher der Welt Ausrast-Kulturen näherbrachte, geklont zwischen Favelas und jamaikanischen Einöden. Jetzt schreitet der eklektische Paukenschlag zur nächsten Mission. Operation: "Free The Universe". Das darf man relativ wörtlich nehmen.

Haben es die beiden US-Produzenten mit "Guns Don't Kill People ... Lazers Do" verstanden, kredible Clubmusik anzufertigen, die auch von der kommerziellen Senderlandschaft dankbar aufgesogen wurde, steht heute ein ungeniert breitenkompatibler Sound auf der Agenda des Duos.

Aus dem einstigen, im Blutrausch des Nachtlebens wandelnden Infanteristen ist ein hoch dekorierter und gesättigt scheinender Veteran geworden. Switch und Diplo sind in den vergangenen vier Jahren zum EDM-Massenphänomen erwachsen, das Allianzen in Festivals und Stadien findet. So tauchten ihre Namen auch immer öfter in Stücken von Beyonce, Chris Brown, La Roux oder Snoop Lion auf.

"Free The Universe" führt diese Strategie konsequent fort. Obwohl die Wurzeln ganz klar der jamaikanischen Dancehall-Kultur entstammen, zielt man vehement auf eine westliche Integration. Zwischen Elephant Man, Vybz Kartel und Busy Signal tummeln sich populäre Schwergewichte wie Bruno Mars, Vampire Weekend-Frontmann Ezra Koening oder Wyclef Jean.

Das klingt nicht immer ganz schlüssig. Major Lazer liefern Produktionen nach Maß ab. Für jedermann. Ein Trademark haben sie sich sogar beibehalten, diese eigene Note tropisch gefärbten Electro-House, der auf Dancehall, Moombahton, Bleeps und schreiende Synthesizer trifft. Im Zaum gehalten nur von verschiedenen Feature-Gästen und lupenreiner Tontechnik.

Es ist eine Sammlung an Hit-Rezepten, die stellenweise gut funktioniert. Wenn sich Santigold und Vybz Kartal im Opener "You're No Good" treffen. Wenn Amber Coffmann "Get Free" durchaus werbetauglich streichelt. Wenn sich Peaches und Timberlee gegenseitig kitzeln. Oder wenn Busy Signal, The Flexican & FS Green den nahegelegenen Schnapsladen in Brand setzen.

Allerdings ertrinken manche Stücke auch in ihrer eigenen Belanglosigkeit. Wenn ein Feature von Wyclef Jean das Alibi für den Track "Reach For The Stars" bildet oder wenn Bruno Mars, Tyga und Mystic allesamt um inhaltliche Schwerelosigkeit ringen. Oder sich Shaggy und Wynter Gordon unglücklich darin üben, ihre plumpen Auftritte zu kaschieren.

So ist "Free The Universe" das Ergebnis der künstlerischen Arbeit Diplos, da sich Switch 2012 von dem Projekt zurückzog und zur Produktionsphase zurückkehrte. Für Major Lazer heißt das vom jetzigen Standpunkt aus gesehen: Die stets gepriesene Innovation ist zur Routine geworden.

Trackliste

  1. 1. You're No Good (feat. Santigold, Vybz Kartel, Danielle Haim & Yasmin)
  2. 2. Jet Blue Jet (feat. Leftside, GTA, Razz & Biggy)
  3. 3. Get Free (feat. Amber of Dirty Projectors)
  4. 4. Jah No Partial (feat. Flux Pavilion)
  5. 5. Wind Up (feat. Elephant Man & Opal)
  6. 6. Scare Me (feat. Peaches & Timberlee)
  7. 7. Jessica (feat. Ezra Koenig of Vampire Weekend)
  8. 8. Watch Out For This (Bumaye) (feat. Busy Signal, The Flexican & FS Green)
  9. 9. Keep Cool (feat. Shaggy & Wynter Gordon)
  10. 10. Sweat (feat. Laidback Luke & Ms. Dynamite)
  11. 11. Reach for the Stars (feat. Wyclef Jean)
  12. 12. Bubble Butt (feat. Bruno Mars, Tyga & Mystic)
  13. 13. Mashup the Dance (feat. The Partysquad & Ward 21)
  14. 14. Playground (feat. Bugle & Arama)

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1 Kommentar

  • Vor 10 Jahren

    Leider eine - wie ich finde - sprachlich schwache, sowie sehr oberflächliche Rezension.

    Was die Bewertung angeht bin ich aber einverstanden. Enorme Vorfreude wurde zeimlich enttäuscht.
    Was bin ich ausgeflippt, als die ersten Soundschnipsel von "Get Free" im Internet kursierten. Und jetzt das.