laut.de-Kritik
Genau so hat Alternative Rock zu klingen!
Review von Manuel Berger"The heavier stuff is more credibly heavy and the poppier stuff is more genuinely poppy" Glaubwürdig und authentisch klangen Mallory Knox zwar auch schon vorher. Doch Mikey Chapman hat trotzdem irgendwie Recht, wenn er so über "Asymmetry" spricht.
Wenn sie wollen, können die fünf Briten ordentlich zulangen. Wenn sie wollen, können sie ganz sanft zu Werke gehen. Obwohl es vermutlich ein Leichtes für Mallory Knox wäre, einfach eine klebrige Popballade nach der anderen zu schreiben, tun sie selbstredend genau das nicht. In der Summe dominiert die harte Seite. In die Radios werden sie es wohl dennoch schaffen. Völlig zu Recht. Denn endlich bekommt man hier mal wieder Alternative Rock abseits ausgetretener Pfade vorgesetzt!
Die Kompositionsstrukturen fallen dabei stellenweise fast schon progressiv aus. Allerdings ist die Hook immer zur Stelle. Das Schema AABA haben die Jungs ebenfalls drauf, doch warum altbekannt und ausgelutscht agieren, wenn man das Zeug zu Frische und Abwechslung hat? Immer wieder ploppen stimmungsvolle Einsprengsel und Zwischenspiele auf, halten die Spannung hoch. Vorhersehbar geht anders.
Ohrwurmpotenzial gibt's gleichwohl in Hülle und Fülle. Schon der Opener "Ghost In The Mirror" fährt die volle Breitseite an Eingängigkeit. Ohne dabei auch nur annähernd in Kitschgefilde abzudriften. Im Gegenteil. Hier rumpelt es für Alternative-Verhältnisse ziemlich derbe. Ein Stückchen mehr und Mallory Knox könnten demnächst mit dem Attribut "Metal" hausieren gehen. Ein bisschen Bullet For My Valentine hie und da hört man bereits jetzt. Wie dem auch sei – darf ich vorstellen: ein heißer Anwärter auf den Titel "Rocksong des Jahres".
Statt sich nach dem starken Eröffnungsschlag auf die faule Haut zu legen, drehen Mikey Chapman, Sam Douglas, Dave Rawling, Joe Savins und James Gillett weiter auf. "Getaway" legt eine Schippe Ohrwurmrefrain nach, präsentiert sich insgesamt etwas softer und erinnert statt an Papa Roach und Billy Talent eher an The Killers. Das Energielevel bleibt nichtsdestotrotz hoch.
Song drei, "Dying To Survive", schlägt schon wieder in eine andere Kerbe. Eine knackige Bassline eröffnet, die Gitarren klingen, als wäre sie liebend gern bei Queens Of The Stone Age, hätte sich im letzten Moment aber doch noch für 30 Seconds To Mars entschieden. Dave Rawlings Schlagzeugspiel ist ohnehin auf gesamter Albumlänge über jeden Zweifel erhaben. Völlig egal, wohin dieser Kerl klopft, er zieht das Niveau jedes Mal nach oben und die Aufmerksamkeit auf sich. Und das ohne vertrackte Rhythmusverrenkungen. Wir haben schließlich kein Djent-Release vor uns liegen.
Beispiel: die Ballade "Lonely Hours". Einfache Arpeggios bilden die Basis – erst für Chapmans Gesang, dann für verhaltene Leadharmonien. Dann schaltet sich Rawling mit ein paar unglaublich simplen, aber enorm wirkungsvollen Schlägen ein und macht den Song erst richtig hörenswert. Die klare, druckvolle Produktion von "Asymmetry" begünstigt seine Aktionen zusätzlich.
Mallory Knox erfüllen also im Grunde jedes Begehr. Es gibt ruhige Feuerzeugtracks ("Heart & Desire"), groupiefreundliche Schunkerl ("When Are We Waking Up?", "Shout At The Moon") und Adrenalinbatzen wie "The Remedy". Zudem ist "Asymmetry" kein langweiliges Akkordgeschrammel mit catchy Vocallines als billige Zuckergussverzierung. Mallory Knox beherrschen ihre Instrumente, funktionieren hervorragend im Bandverbund und zeigen das auch.
Die Krönung erfolgt im Schlussdoppel "Glimmer" / "QOD II". Ersteres kommt im beschwingt trippelnden Folk-Gewand à la Mumford & Sons daher. Letzteres walzt die nette Blumenwiese gnadenlos mit dem Bulldozer nieder. Kompromisslos, zielgerichtet, unverbraucht – einen besseren Jahresbeginn kann man sich kaum wünschen. Genau so hat Alternative Rock zu klingen!
2 Kommentare mit 2 Antworten
http://www.myvideo.de/watch/9205122/entzue…
Danke! Ein perfekter Auftakt fürs Wochenende.
Ich meine natürlich das F-Tier und nicht die lahme Scheibe.
Bubies, die vorm Dreh zurm Frisör gehen. Pfft