laut.de-Kritik
Hat das was mit Flatulenzen zu tun?
Review von Michael EdeleIch weiß ja nicht, welche Drogen Kollege Cordas so empfiehlt, aber so euphorisch habe ich den Kerl eigentlich selten über Manowar sprechen hören, wie in seiner Review zu "Hell On Earth III". War da vielleicht die ein oder andere Pulle Bier zuviel im Kreislauf oder sahen die Mädels auf dem Vorgänger tatsächlich besser aus? (Ja, Letzteres. Anm. der Red.) Wie auch immer, kommen wir zum Wesentlichen.
Eigentlich wird keiner was anderes erwartet haben, aber DVD I gleicht einer Zusammenstellung aus Selbstbeweihräucherung und kollektivem Arschpudern von Label-, Promo-, Website- und Pressefuzzies, die die Band als das Größte seit der Erfindung der Damenbinde anpreisen. Die einzelnen Momentaufnahmen sind mitunter an Dämlichkeit kaum zu unterbieten (weil ja auch noch nie einer gesehen hat, wie sich irgendein Hirsch ein Kondom auf dem Helm aufbläst), sinnloses Stückwerk von wenigen Sekunden, oder gehen nur nach dem Motto: "Schau mal, da waren wir auch!" Von den Festivals selbst bekommt der Zuschauer eigentlich nichts mit.
Um zu zeigen, wie toll und treu die Fans doch sind, und wie sehr man sie respektiert, zeigen die Schnipsel ein paar leidlich gutaussehende Frauen, die ihre Hupen in die Kamera halten, einen Kerl, der aussieht wie Robbie Williams im Video zu "Let Me Entertain You" und Joey, wie er einer Schlampe im Publikum erklärt, dass er sie leider nicht vögeln kann, weil ihr Freund ein Brother in Metal und wahrscheinlich zwei Köpfe größer als er ist. Irgendwer sollte dem guten Joey übrigens mal erklären, dass man Flüssigkeit auch schlucken und sich nicht nur in den Mund leeren muss. Das bringt sonst nicht so viel.
Dazwischen gibt es immer wieder ein paar Songs, die ausgespielt werden und mit Live-Bildern unterlegt sind. Die Schnitte sind größtenteils ok, Bild und Tonmaterial gut aufeinander abgestimmt. Da die Jungs aber eh oft beinahe in Zeitlupe spielen, ist das nicht sooo schwierig. Natürlich legt man großen Wert auf die weiblichen Fans, aber wenn man bei Rolling Stones-Groupies schon von Nekrophilie sprechen muss, was muss man dann von den Damen halten, die ihre Vorliebe für die Ledertanga-Opas aussprechen? Na ja, die haben immerhin den Vorteil, dass sie nicht mehr so schnell wegrennen können ...
Letztendlich gibt es noch das Akustik-Trio "Swords In The Wind", "Master Of The Wind" (hat das was mit Flatulenzen zu tun?) und "Courage", ehe ein strunzlangweiliger Schreiwettbewerb beginnt, der sogar ständig ineinander übergeschnitten ist, so dass dabei nichts Beeindruckendes rumkommt. Zu guter Letzt gibt es - man wird es kaum glauben - noch mal ein paar Titten und alte Männer auf Motorrädern zu sehen. Da zieht man sich besser ein Video von Boobs’n’Bikes rein. Na ja, immerhin sind die Hupen nicht gepixelt. Das Interview im Abspann ist schon wieder so platt, dass man tatsächlich schmunzeln muss.
Die Bonusparts sind ebenfalls reine Geschmackssache. Wenn mir jemand schon ein Gitarrensolo um die Ohren nudelt, dann doch bitte so sauber gespielt, bzw. aufgenommen, dass man tatsächlich differenzierte Töne heraus hört. Vom ersten Teil des Basssolos will ich erst gar nicht sprechen. Jeder anständige Jazzbasser, der was auf sich hält, würde sich beleidigt fühlen. Erst, nachdem der Distortion-Effekt raus ist, zeigt Joey, dass er tatsächlich einiges an seinem Instrument drauf hat, trotzdem geht der Spaß mindestens zehn Minuten zu lang und hört so sinnlos auf, wie er angefangen hat. Die Videos zu "Warriors Of The World", "Army Of Immortals" und "I Belive" runden nur noch ab.
DVD II beginnt mit "The March" und zeigt zu heroischer Hintergrundmusik die Helden in Aktion auf der Bühne, was man eigentlich schon auf DVD I zu genüge getan hat. In "The Band" oder "Fans And Friends" ist wieder kollektives Arschpudern zu jedem Einzelnen angesagt. Dass dabei nicht eine einzige kritische Stimme rüber kommt, ist jetzt nicht sooo überraschend. "Sound Advice" ist immerhin insofern interessant, als dass man mal einen kurzen Einblick in die Arbeit eines exzellenten Soundmixers bekommt. "Alexander The Great Part II" zeigt einmal mehr einen dämlichen, wenn auch körperlich äußerst fitten Geldsack, der von seinem Haustiger mal so liebkost werden sollte, wie Siegfrieds Roy. Titel wie "Louder Than Hell" und "Heavy Metal Marriage" sprechen für sich selbst.
"The Setup" ist zumindest mal wirklich ne witzige Sache und weicht etwas von der sonstigen Selbstglorifizierung ab, die sich mit "Heavy Metal Helicopters" fortsetzt. Toll, Joey kann freihändig aus nem Helicopter steigen, what the fuck? Mit "Sex In The City" darf sich Regisseur Neil Johnson ein Denkmal setzen, bevor "Cutting Room Floor" wieder größtenteils in sinnlose Schnipsel ausartet. Wenigstens die "Release Party" von "Hell On Earth III" bietet tatsächlich Informationsgehalt.
Die TV-Shows zeigen schließlich noch mal für jeden, der es noch nicht mitbekommen hat, alle deutschen Fernsehauftritt in den letzten zwei Jahren, wobei die Sachen mit Olli Pocher zumindest einen gewissen Humorfaktor aufweisen. Das "Easter Egg" besteht aus ein paar weiteren Arschpudereien und jeder Menge Hupen auf dem letzten Konzert der Tour. Das "Making Of Hell On Earth IV", was irgendwo zwischen schnarch und gähn liegt und die "Humor Section" ist meist so lustig wie ein Hodenflip, hat aber durchaus ein paar lustige Sachen am Start.
Auf der Audio CD bekommt man mit einem Intro und einem Song noch einen kurzen Eindruck vom nächsten Manowar Album, das wohl keinen Fan enttäuschen wird. Von der Masse an bunten Bilder und Musik auf dieser Veröffentlichung darf man sich also durchaus begeistern lassen. Ob das alles notwendig ist oder ob einfach jeder laue Furz auf Celluloid gebannt werden musste, soll die Nachwelt entscheiden. Ich persönlich hoffe nur, bis zu "Part V" ziehen noch einige Jahre ins Land.
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