laut.de-Kritik
Klangliche Botschaft an den Vorfrühling.
Review von Alexander CordasMaria Solheim etabliert sich immer mehr in der Singer/Songwriter-Szene und setzt die Tradition der gefühlvollen Skandinavien-Musiker fort. Auf ihrem nunmehr vierten Album variiert sie ihren Sound wiederum um einige Nuancen, hält ihrem eigenen Klang jedoch weiterhin die Stange.
Will heißen, Maria Solheim kredenzt einmal mehr einen hübschen Cocktail mit emotionalen Momenten. Wo in der Vergangenheit jedoch die nordische Polarnacht vorherrschte, scheint nunmehr die gedämpfte Mitternachtssonne. Ausgelassenes Ringelreihen ist nicht ihr Ding. Dennoch versteht es Solheim, ihren Tracks einen dezenten Optimismus zu verleihen.
"Moonlight" klingt zwar nach genau diesem, aber schon mit "Wildest Day" sind die Schatten der Nacht vergessen und machen einem optimistischen Grundtenor Platz, der sich durch das gesamte Album zieht. Der wildeste Tag klingt zwar alles andere als wild, schickt jedoch eine klangliche Botschaft an den Vorfrühling hinaus in die noch etwas kalte Welt. Die Frage aus dem Albumtitel darf deshalb durchaus bejaht werden. Das Lauschen der solheimschen Songs legt zumindest die Vermutung nahe, der Lenz stünde vor der Tür.
Einige disharmonische Elemente wie die Einlagen der E-Gitarre bei "Where Do People Go?" schmälern die positiven Eindrücke kaum. Auch eine auf Wohlklang abonnierte Sängerin darf sich diesem limitierenden Korsett entziehen. Zumal dann, wenn sie - wie in der Folge - scheinbar aus dem Nichts heraus die große Leinwand aufbaut, um dem sprichwörtlichen Gefühlskino eine Spielwiese zu bereiten.
"All My Thoughts" zupft die eine oder andere sentimentale Saite des Hörers. "Is it true that behind all this beauty is life?" Oh ja, liebe Maria, das ist es. Und falls es doch nicht so sein sollte, glaubt man zumindest daran, wenn deine Weisen erklingen.
Zarte Country-Anklänge ("Ocean Needs Water") mit Steel-Guitar verbinden sich mit Solheims zartem stimmlichen Schmelz zu genau der Sorte Songs, die eine Norah Jones wohl gerne im Programm hätte. Bei der Norwegerin entsteht viel öfter der Anschein, dass die Sanftheit der Klänge nicht reiner Selbstzweck ist. Überaus gelungen in dieser Hinsicht "Take My Heart" mit einem fluffigeren und ausgelassenen Rhythmus sowie Banjo-Gefudel im Hintergrund.
Derweil Marias Songwriting nicht Gegenstand ätzender Kritik ist, so darf der Käufer ob der Micker-Spielzeit von gerade einmal 35 Minuten (inklusive Bonustrack) schon ein wenig enttäuscht sein.
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