laut.de-Kritik

Geil sein in Hochglanz.

Review von

Dass der geschmäcklerische Hochglanz-Retrozentrismus in der Popmusik der vermeintlichen A-Klasse längst Überhand genommen hat, dürfte kein Geheimnis sein. Die Idee vom Dancefloor und das gute Leben als absoluter Konsens: Daft Punk haben es 2013 mit "Get Lucky" wieder einmal vorgemacht, ein Jahr später hat Pharrell Williams mit "Happy" ordentlich nachgelegt.

Musik, die so wenig Hörer exkludieren soll wie Wetten, Dass..? zu seligen Thommy-Gottschalk-Zeiten. Geil sein mit Hochglanz-Kanten. Jetzt will auch Produzenten-Bigshot Mark Ronson ran, wir haben es kommen sehen. Er hat sich dafür Bruno Mars ausgesucht, und obwohl Bruno Mars im Grunde ziemlich nervt, hat da Ronson schon durchaus einen Treffer konzipiert. "Uptown Funk" heißt das Stück, jetzt hat Ronson – dem gemeinen Volk wohl in erster Linie durch seine Arbeit mit Amy Winehouse sowie diverse Remixes bekannt – mit einem Album nachgelegt, "Uptown Special".

In der allgemeinen Wahrnehmung gingen Ronsons Soloalben im Vergleich zu seinen Arbeiten für andere stets ein wenig unter, das soll sich mit der neuen Platte nun ändern - aber ordentlich. An den hired guns wirds nicht scheitern: Mal eben zum Telefon greifen und Stevie Wonder anrufen? Kein Ding für Ronson, der Wonder gleich für ein wenig Mundharmonika im Intro einsetzt, und ganz am Schluss dann noch mal bei "Crack In The Pearl, Pt II".

Auch Mystikal kommt an die Reihe, darf bei "Feel Right" den James Brown geben und ordentlich zum Arschwackeln aufrufen und "Motherfucker" sagen. Klar, das klingt zwar alles auch schon ein wenig nach Reißbrett-Design, macht aber auch ziemlichen Spaß. Apropos hired guns: für die Lyrics hat Ronson den Pulitzer-Preisträger Michael Chabon angerufen. Auch der hat nicht nein gesagt.

Ästhetisch bedient sich "Uptown Special" freilich exklusiv an zwei Dekaden, dem golden-sonnigen Farbanstrich der 1970er und des nächtlichen Tanzboden-Futurismus der 1980er. "Uptown Special" ist ein nicht endenwollender Rummelplatz aus Funk, Soul und R&B, kulinarisch bis in die hohen Frequenzen und bis ins kleinste Detail durchdacht. Man kann von Ronson halten was man will, darin ist er Champion. Musik für Levi's-Jeans-Werbungen. Musik auch für Menschen, die eigentlich keine Musik mögen. Mit genau der richtigen Dosis an "sexy", "funky", "groovy", "smooth" sozusagen.

Und ja: "Uptown Special" ist das "Random Access Memories" des Jahres. Und ja, "Uptown Special" ist eine Designer-Pop-Platte. Und nein, es sind nicht alle Stücke auf Augenhöhe. Und ja, Retrozentrismus kann irgendwann auch ziemlich nerven. "Uptown Special" funktioniert aber tadellos als das, was es sein soll: perfekt inszenierter Hochglanz-Retro für die Massen. So dass auch Tante Jutta sagen kann: dieser Shit ist ziemlich funky, brah!

Trackliste

  1. 1. Uptown’s First Finale (feat. Stevie Wonder & Andrew Wyatt)
  2. 2. Summer Breaking (feat. Kevin Parker)
  3. 3. Feel Right (feat. Mystikal)
  4. 4. Uptown Funk! (feat. Bruno Mars)
  5. 5. I Can’t Lose (feat. Keyone Starr)
  6. 6. Daffodils (feat. Kevin Parker)
  7. 7. Crack In the Pearl (feat. Andrew Wyatt)
  8. 8. In Case of Fire (feat. Kevin Parker)
  9. 9. Leaving Los Feliz (feat. Jeff Bhasker)
  10. 11. Crack In The Pearl II (feat. Stevie Wonder & Jeff Bhasker)

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