laut.de-Kritik
Einprägsam, tanzbar und manchmal auch banal.
Review von Katja Scherle"Die warn früher mal cool!" Immer wieder müssen sich Bands diesem harten Urteil aussetzen, besonders wenn man es von einer Indie-Band mit überschaubarer Fanzahl in den bösen Mainstream geschafft hat. Man könnte dem neuen Maroon 5-Album somit leicht mangelnde Kreativität, wenig Groove und allgemeine Banalität vorwerfen.
Doch ehrlich gesagt haben die Amerikaner schon immer so geklungen wie jetzt auf "Hands All Over". Nur waren sie damals noch weniger bekannt und ihre Songs wurden nicht im Radio zu Tode genudelt. Dieses Elend ereilte nun auch "Misery". Die Single ist aber auch der perfekte Dudeltrack: eingängig, aber harmlos. Nette Melodie, aber vergessen, sobald die letzte Note verklungen ist.
Mensch, Maroon 5, möchte man schreien: "Give A Little More". Immerhin kredenzt man uns in besagtem Song eine starke Basslinie, mehrstimmigen Gesang und tatsächlich das Gefühl, die alten Zeiten wären zurück: Alles klingt irgendwie stark nach Jamiroquai, nur leider reicht Adam Levines charakteristisch hohe Stimme nicht an Jay Kays Soul heran. Hier beendet man den Song stilvoller, mit einem Michael Jackson'esken Kiekser.
"Stutter" lebt von und stirbt gleichzeitig an seinem Rhythmus: Er ist prägnant, stampfend und simpel. Das ist einprägsam, tanzbar und etwas banal. Vielleicht ist er aber auch wirklich der Thematik des Songs geschuldet. "You make me s-s-stutter" ("Du bringst mich zum S-S-Stottern"), singt Levine. Ein immerhin sehr originelles Kompliment.
Der Titeltrack "Hands All Over" sticht dagegen heraus: Starke Gitarren zu prägnantem mehrschichtigem Gesang und eine einprägsame Basslinie. Die Produktion orientiert sich im Übrigen frappierend an Genesis' 80s-Hitalbum "Invisible Touch". Auch bei "How" scheinen sich die Amerikaner auf der anderen Seite des Atlantiks bedient zu haben. "Get Back In My Life" wirkt etwas eigenständiger. Wieder mal ist es der Beat, der dem Song Charakter verleiht.
Das Traurige ist: Obwohl die neuen Songs gewohnt glatt produziert sind, steckt doch immer viel Liebe im Detail. Hier eine interessante Basslinie, dort eine außergewöhnliche Gesangsspur. Das jedoch wird den Top 40-Hörer nicht interessieren. Der würde auch Lieder wie "Just A Feeling" (eine Ballade wie aus dem 99 Euro-Keyboard) und "Out Of Goodbyes" (eine Country-Schnulze mit Banjo und Gastinterpretin) schlucken.
Maroon 5 bleiben also guter Durchschnitt, meistens nett, manchmal toll, manchmal gar scheußlich. Und auch noch witzig: Denn Queens "Crazy Little Thing Called Love" covert man tatsächlich eins zu eins. Das können die nicht ernst meinen!
6 Kommentare
Die find' ich gut. 'Ne gelungene Mischung aus Pop-Rock und Funk. Sehr melodiös arrangiert. Auch eine der wenigen Stimmen, die hohen Wiedererkennungswert hat. Höre ich gerne.
Ob die jetzt früher mal Indie waren und später in den bösen Mainstream kamen, ist mir egal. Fakt ist nur, dass This Love wahre Folter ist. Mit sowas wollen die Medien die Gehirne der Bürger weich kochen und so diese zu ihren gehorsamen Sklaven machen. Deshalb wird das auch so oft im Radio gespielt.
Ich habe die Band nie als INdie wahrgenommen... Und nter diesen Umständen finde ich die PLatte super. Nett halt, auch wenn man natürlich weiß wer die große Schwester von nett ist...
Zumindest das Cover ist gelungen....
Also das Coverbild jetzt, nicht der Aufguss von Crazy Little Thing Called Love....
Liebe Katja,
die Gastinterpretin bei "Out Of Goodbyes" ist die band "Lady Antebellum" (dieses Jahr bei den GRAMMYS der Abräumer). Und auch wenn immer wieder COUNTRY MUSIC in Deutschland verteufelt wird - es ist ein geiler Song!
Aber die deutschen lieben halt Chartwache - der Tellerrand sowie Toleranz ist einfach zu weit weg