laut.de-Kritik
Willkommen im digitalisierten Walhalla.
Review von Kai ButterweckDer Traum von einer musikalischen Rückbesinnung ihrer Helden rückt für Maroon 5-Anhänger der ersten Stunde in immer weitere Ferne. Bereits vor drei Jahren suchten "Songs About Jane"-Fans die Rock-Nadel im Heuhaufen - vergebens. Im November 2017 legen Adam Levine & Co. sogar noch eine Schippe drauf.
"Klassisch eingespielt" wurde auf "Red Pill Blues" so gut wie nichts. So stellt sich natürlich die Frage: Was machen eigentlich Jesse Carmichael, Mickey Madden, James Valentine, Matt Flynn, PJ Morton und Sam Farrar während so einer Studioproduktion?
Wikipedia klärt auf: Laut der allwissenden Online-Enzyklopädie waren tatsächlich alle Bandmitglieder involviert. Keyboards, Synthesizers, Programming, Samples, Electronic Drums, Backing Vocals: Jeder durfte irgendwann einmal ein Knöpfchen drücken und an spannenden Reglern drehen. Genauso wie ein 42-köpfiges (!) "Additional Personell"-Ensemble, das ebenfalls am Start war. Den einen oder anderen Namen hat man da schon öfter gehört.
Vorneweg marschiert Rap-Star A$ap Rocky, der der einschläfernden Bedroom-Nummer "Whiskey" gegen Ende ein paar Hip Hop-Kanten verpasst. Auch Disney-Sternchen Julia Michaels ist mit an Bord. Gepeinigt von karibischen Synthies fleht die Amerikanerin mit jammernder Stimme: "Help Me Out". Kann Adam sie retten? Nicht wirklich. Der Ärmste hat hörbar selbst große Probleme. Im Stile eines ängstlich quiekenden Meerschweinchens klettert der Sänger die Tonleiter hoch. Aua!
Solána Imani Rowe alias SZA ist ebenfalls zugegen und möchte von Adam wissen, "What Lovers Do". Adam kennt sich natürlich aus. "Uhuhuhuhuhhhhhhh", machen all die Liebenden da draußen. So, so. Na, dann…
Lunchmoney Lewis hat eine weitere Frage. Hibbelig ums Mikro hüpfend, sucht der Nicki Minaj-Buddy verzweifelt nach der Antwort: "Who I Am"? Adam bringt mit sommerlichen Vibes und eingängigen Harmonien Licht ins Dunkel. Geht doch.
Die Freude währt jedoch nicht lange. Kaum sind alle Duett-Gäste wieder auf dem Heimweg, drehen Maroon 5 und die riesige Producer-Schar so richtig am Digi-Zeiger. Außer der chilligen Offbeat-Nummer "Visions" bleibt nichts mehr hängen. Der Rest fliegt tief unter dem Radar.
Eingelullt in eine klinisch hergestellte Melange aus austauschbaren Beats, wabernden Keyboard-Flächen und leblos geträllerter R'n'B-Pop-Langeweile katapultieren sich Maroon 5 im Spätherbst 2017 ins digitalisierte Walhalla. Mein Beileid.
4 Kommentare mit 5 Antworten
Dagegen klingen ja die Black Eyed Peas wie Zwölftonmusik
Eigentlich ein Adam Levine Album mit kompletten Pop´n´B Einschlag. Ist aber so ein loyaler Kumpeldude, daher läuft das unter Maroon 5. In der Sparte seichte Radiomucke sicher ein Riesending. Aber Null Maroon 5.
"In der Sparte seichte Radiomucke sicher ein Riesending. Aber Null Maroon 5."
Ach, da gibt es einen Unterschied?
"seichte Radiomucke" ist doch Maroon 5 per Definition...
Naja, die hatten vor ihren Moves like Jagger auch mal mehr Tiefe ...
ein kleines Bisschen
Kann man sich nur bis zur ersten halben Strophe geben.
man kanns auch lassen.
Eigentlich war mit Maroon 5 schon nach dem ersten Album schluss. Schade, Songs about Jane war wenigstens noch Musik