laut.de-Kritik

Wer sich in den 36 Kammern zu Hause fühlt, ist hier richtig.

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Nachdem Masta Killa als letzter Clan-Mann 2004 mit "No Said Date" endlich sein Solo-Album auf den Tisch legte, benötigte er für den Nachfolger gerade einmal zwei Jahre. Eine lächerliche Zeit, bedenkt man, dass es Jamel Irief ein weiteres Mal gelang, mit Ausnahme des verblichenen Ol' Dirty Bastard sämtliche Mitglieder der Wu-Familie an Bord zu holen. "Eigentlich", kommentierte ein junger Herr aus meinem Freundeskreis trocken, "eigentlich ist das ja das nächste Wu-Tang-Album."

Recht hat er: Wer sich in den 36 Kammern zu Hause fühlt, der geht auch mit "Made In Brooklyn" nicht in die Irre. Masta Killa serviert astreinen Wu-Sound im klassischen Stil, und das, obwohl nicht Altmeister RZA sondern weitgehend junge Talente aus seinem Brooklyner Dunstkreis an den Reglern Platz nehmen. Der Titel ist Programm: "'Made In Brooklyn'", so der Meister höchstselbst, "ist ein Teil von mir, dreht sich um meine Herkunft, und es ist den MCs, Produzenten und den Leuten aus meiner Nachbarschaft gewidmet."

Denen setzt Masta Killa mit seinem zweiten Album ein würdiges Denkmal. Gleich zu Beginn beweist er Familiensinn: Mit Young Prince und Karim Justice gehen der eigene und des GZAs Nachwuchs an den Start. Um die nächste Generation am Mikrofon muss man sich keine Sorgen machen. Im krassen Kontrast zu den unglaublich jugendlichen Stimmen - dieser Eindruck wird von eingestreuten kindlichen Abzählreimen noch unterstrichen - zeigen die beiden eine reife Leistung, die anerkennendes Kopfnicken geradezu erzwingt. Der düstere, dennoch flockig aus der Box tropfende Beat tut Seiniges dazu.

Die dramatischen Fanfaren, die "E.N.Y House" zur perfekten Einlaufmusik für den stilbewussten Gladiator machen, gehen auf das Konto metallener Finger und schüren die Vorfreude auf weitere Wu-Doom-Kollabos. Unbeeindruckt tritt Masta Killa in die Arena und zeigt, wo der Hammer hängt: "Yo, when da East is in da House / God damn! We slam mic." Das glaubt mal besser! Ebenso bombastisch: "It's What It Is". Gewohnt drängende Zeilen von Raekwon und Ghostface heben den gelassenen Eindruck, den ein hervorragend aufgelegter Masta Killa hinterlässt, noch heraus. "We titanium vets, with jet fuel, vision the biz / We orchestrated like no other." Word to mother!

Mindestens so lässig präsentieren sich U-God, Meth und RZA in "Iron God Chambers". Der Beat gibt lediglich den Marschrhythmus vor und hält sich ansonsten bemerkenswert im Hintergrund. Das komplette Feuer lodert aus den Raps: "I'll thermonuclear burn you." Wann wird die Welt endlich damit aufhören, U-God zu unterschätzen? "Cuz I be smashing mics with the passion of Christ / Stay fully loaded / Equipped with action devices" - das kann sich auch neben dem einzigartig heiserem Flow eines Method Man hören lassen.

Jig Sor (wer zum Teufel ist das?) schraubt unter Verwendung souliger Streicher "Pass The Bone" zusammen, das trotz des hochgedrehten Tempos mit unpeinlich gesungener Hook reichlich 70er-Jahre-Charme versprüht. Völlig atypisch weil ungewohnt minimalistisch präsentiert sich der Beitrag Pete Rocks: Wuchtige Bläser drängen den ohnehin schon zurückhaltenden Drumbeat von "Older Gods Part 2" in die Position eines Metronoms. Ein echtes Kunststück, aus derart wenigen Zutaten einen Track zusammenzuschustern, der auf ganzer Länge keinen Augenblick langweilt: Mit Sicherheit auch das Verdienst der Herren am Mikrofon.

Bronze Nazareths Beats schleichen sich aus dem Hintergrund gesprochener Instrumentals ins Rampenlicht: Verspielt und dennoch mit klar angelegter Struktur in "Nehanda & Cream", auf getragene Streicherklänge setzend in "Street Corner", wo er die wohl introspektivste Nummer untermalt: "From the slave ships to today's bricks the same shit", dennoch bleibt die Hoffnung "for a better tomorrow". Für "Ringing Bells", in meinen Ohren der echte Übertrack des Albums, rollt Bronze Nazareth einem MC in Hochform einmal mehr den roten Klangteppich aus. "Who is this Ivory Jamel ring bells throughout the city?" Ich sag's euch: Er ist der "Brooklyn King".

Oh, Mann! Wo aufhören? Startel würzt die Mischung mit dem melodischen "Let's Get Into Something" mit einer Prise R'n'B. Auch hier glänzt Masta Killa mit einem exzellenten Rap, der weitaus flüssiger und erzählerischer ankommt als seine lakonischen Parts der Vergangenheit. Eine gesangsbasierte Reggae-Nummer (Ja, ganz recht: Reggae auf einem Wu-Tang-Album!) mit Governor Tools nimmt sich zwar ein wenig deplatziert aus, stellt aber doch eine zauberhafte Liebeserklärung mit "special dedication to all of my lady friends" (Vielen Dank auch!), und wenn die letzten Töne von "Lovely Lady" verklungen sind, dann bleibt nur ein Gedanke: Es ist nicht fair, dass dieses Album schon zu Ende ist.

Trackliste

  1. 1. Then And Now
  2. 2. E. N. Y. House
  3. 3. Brooklyn King
  4. 4. It's What It Is
  5. 5. Nehanda & Cream
  6. 6. Iron God Chamber
  7. 7. Pass The Bone (Remix)
  8. 8. Older Gods (Part 2)
  9. 9. Let's Get Into Something
  10. 10. Street Corner
  11. 11. Ringing Bells
  12. 12. East M.C's
  13. 13. Lovely Lady

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