laut.de-Kritik
Potpourri der Gefühle: Auch Schräges gehört zum guten Ton!
Review von Jasmin LützGab es im vergangenen Jahr noch ein tolles neues Werk von Mutter, erscheint nun auf Fidel Bastro mal wieder ein prallgefülltes Album von Max Müller. Solo.
Saftige 32 Songs enthält "Was Weiss Ich" und präsentiert ein Potpourri der Gefühle. Der Mutter-Sänger war schon mehrmals im Alleingang unterwegs: mit "Max Müller" (1995), dann "Endlich Tot" (1999) und 2008 "Die Nostalgie Ist Auch Nicht Mehr Das Was Es Mal War".
Max Müller beobachtet und betrachtet die Menschen mit einer gewissen Gelassenheit. Er erzählt von Zuneigung und Abscheu. In "Könnt Doch Alles So Schön Sein" fragt er sich: "Es könnt' doch alles schön sein, wenn die Leute nicht mehr schimpfen würden". Oder kritisiert auch gerne mal die selbstverständlichen Dinge: "Zebrastreifen gibt es nicht in ihrer kleinen Welt." Oder er spricht die kleinen Gesten an: "Kein Bitte, kein Danke". Recht hat er. Man fühlt sich sofort angesprochen. Kennt man doch diese Banausen, die sich aufführen, als wären sie alleine auf der Welt.
Texte, die man als Hörer:in sofort in Bilder umsetzt. Mit einem Schmunzeln, aber dem nötigen Ernst. Kleine Episoden, die wohl alle schon mal erlebt oder gefühlt haben. Das kleine Fernsehspiel mit all seinen Dramen, Auseinandersetzungen und Milieu-Studien, musikalisch in Szene gesetzt.
Instrumental, so wie das enthusiastische Intro "IchIchIch" oder abwechselnd mit Gesang. Man bleibt bei jedem Stück hängen. Manchmal klingt es, als würde Max einen Song anfangen, dann die Lust verlieren und einfach die Stopp-Taste drücken. Dabei möchte man die krachende Gitarre länger hören, so wie etwa bei "Du Bist".
Man hört allerlei Soundschnipsel, ja, angedeutete Hymnen mit explodierenden Momenten ("Schiffe"). Pompöser wird es mit "Wohin", das abrupt zum lauteren, angenervten "Nervekt" wechselt: Nicht nur die Gitarre wird verzerrt, auch der Gesang. Durch diese Launen muss man eben durch. Auch schräge Töne gehören hier zum guten Ton. Ist dem Künstler ziemlich egal, der tanzt zwischendurch auch "In Der Disco". Ohrenbetäubend und scheppernd haut Müller alles raus ("Hallo 123"). Und es macht Spaß, wenn ein Album mal nicht super clean klingt.
"Was Willst Du" bietet diese Mutter-Momente zwischen Indierock, Noise, Electro und Pop-Emotionen. Wunderschöne Melodien. Vom Kopf direkt aufs Papier oder die Lyrics gleich ins Mikro gebrüllt: Persönliche Erfahrungen oder auch ganz einfach eine Idee vom Leben. Geschichten, die minimal aufgenommen sind und maximale Wirkung provozieren. "Seltsam sind die anderen" ("Louise"). Und wie geht Liebe noch mal? "Liebe Ist..." verrät es dir. Natürlich wäre es kein Max Müller-Album, wenn nicht auch gemotzt würde u.a. gehört in "Straßenmusiker". Die Ideen im Kopf sprudeln und müssen einfach raus.
Ein paar Gäste Müller dabei auch im Gepäck: Frank Spilker von Die Sterne an der Gitarre ("Lalala"), und Freundin Louise Lotzing singt bei "Handgranaten". Mit "Wenn Das Hier Vorbei Ist" endet das Album. Und auch, wenn wir irgendwann mal nicht mehr sind, Max Müller-Songs bleiben.
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