laut.de-Kritik
Als Fan bleibt man zwiegespalten zurück.
Review von Michael EdeleNicht wenige waren wohl der gleichen Meinung wie ich, dass nach dem Ausstieg von Sänger und Gründer Alexx bei Megaherz nicht mehr viel zu holen sei. Da auch Gitarrist Christian schon gänzlich andere Veröffentlichungen am Start hat, schien der Fortbestand der Münchner Band alles andere als gesichert.
Doch aufgeben stand scheinbar nie zur Debatte, und der Nachfolger am Mikro war schnell gefunden. Zunächst war der Twelve After Elf-Sänger Mathias "Jablonski" Elsholz nur als Aushilfe für zwei Russland-Gigs mit In Extremo vorgesehen. Doch dabei gab er seine Visitenkarte als vollwertiger Ersatz ab. Das scheint ausgereicht zu haben, um nun als offizieller Frontmann der Megaherzen aufzutreten.
Als Fan der Band bleibt man allerdings etwas zwiegespalten zurück. Zwar ist Mathias' Gesangsstimme etwas variabler und sicherer, doch kommt er nicht an die markante Einzigartigkeit seines Vorgängers heran, der sich schon im letzten Jahr mit Eisbrecher zurück meldete. Da aber exakt diese Einzigartigkeit einen großen Teil des Megaherz-Sounds ausmachte, fällt die Gewöhnungsphase etwas schwerer und länger aus. Vor allem bei "Gott Sein '04" schneidet Alexx im direkten Vergleich besser ab, auch wenn die neue Version durchaus gelungen ist.
Wenn man versucht, das außer Acht zu lassen, muss man "5" definitiv seine Qualitäten zusprechen. Mit dem Opener "Dein Herz Schlägt" steht eine gelungene Reanimation außer Frage, denn der Song geht nach einem kurzen Intro kräftig in die Vollen. Mit "Göttlich" machen Megaherz solide weiter, jedoch ist der Rammstein-Einschlag nicht zu überhören. Seine Singstimme setzt der Neue bei "Ja Genau" zum ersten Mal richtig ein und zeigt, was er als Fronter zu bieten hat.
Als Texter gibt sich Mathias manchmal ähnlich provokant wie sein Vorgänger, doch manche Stellen scheinen auf den ersten Blick plump und belanglos. Bei etwas eingehenderer Betrachtung gewinnen aber auch Äußerungen wie "Ja Genau" oder "Es Tut Weh" an Aussagekraft und verlieren ihren provokanten Anstrich.
Musikalisch sind Megaherz ihrem Stil so weitgehend treu geblieben, auch wenn sie mich bei "Eigentlich" und vor "Zeig Mir Dein Gesicht" schon beinahe an die kläglich unterschätzten Finnen von Suburban Tribe erinnern. Mit der von Streichern untermalten Ballade "Augenblick" klingt ein ordentliches Comeback-Album einer Band aus, die eigentlich nie richtig weg war.
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