laut.de-Kritik
Für Nicht-Herdentiere, Trotzköpfe, Verweigerer und Eigenbrödler.
Review von Kai KoppIhre kritisch-verweigernde Haltung gegenüber der Musikindustrie im Allgemeinen und der Promotionsmaschinerie im Besonderen bringt Meshell Ndegeocello den Ruf einer schwierigen Künstlerin ein. Hörnormen ablehnende Alben und spärliche Live-Aktivitäten tun ihr Übriges, um sie vor dem kommerziellen Durchbruch zu bewahren. Daran wird vermutlich auch ihr fünftes Album "Comfort Woman" nichts ändern.
Das musikalische Universum, das die Grammy-nominierte Meshell durchreist, hat seinen Ursprung im Funk-Urknall der 70er und 80er Jahre. Die in die Jahre gekommene Stilistik scheint eher wie ein kosmischer Nebel über den einzelnen Tracks zu schweben, als sich tatsächlich hörbar in den Vordergrund zu drängeln.
Meshell, die es als eine der Wenigen geschafft hat, die Funk-Attitüde ins neue Jahrtausend zu transformieren, geht feinfühliger vor. Ihre Downbeat-Funk-Visionen verschmelzen mit derben Rockgitarren, smoothen Dub-Atmosphären, deepem Soul und poppigem R&B.
Trotz dieser Mainstream-Zutaten schafft sie es, ihren Kompositionen eine eigenwillige Kantigkeit abzutrotzen. Soul-rockig geht es auf "Liliquoi Moon" und "Love Song #3" zur Sache. Dubbig setzt sie "Love Song #1" und die Bob Marley-Adaption "Fellowship" in Szene. Ambienten Trip-Soul kredenzt sie mit "Come Smoke My Herb". "Andromeda & The Milky Way" bezieht seine Rhythmuswurzeln aus modernen R&B-Produktionen, während "Body" und "Good Intentions" sich von funky Clavinet-Lines ernähren. Letztgenannter Track ist im Übrigen ein Paradebeispiel für ihre eckigen Melodieführungen, Rhythmus- und Gesamtarrangements.
"Comfort Woman" ist ein trotziges 'My Way'-Album, das dem auf Glattheit und Eingängigkeit normierten Markt massiv eigenständiges Songmaterial entgegensetzt. Empfehlenswert für Nicht-Herdentiere, Perlensucher, Trotzköpfe, Verweigerer und Eigenbrödler.
Noch keine Kommentare