laut.de-Kritik
Zwischen Revolte und rätselhaften Texten.
Review von Deborah KatonaIhr zweites Album "Die Unsichtbaren" haben Messer ganz gut hinbekommen und werden damit wohl aus dem Halbschatten-Dasein als Münsteraner Künstler-Band heraus treten. Schon mit ihrem Debüt "Im Schwindel" sorgten sie – zumindest in Künstler-Kreisen – für Aufruhr. Nun berichten von Zeit Online bis Spiegel auch die Großen über sie. Man leckt sich schier die Finger nach den neuen 'Jungen Wilden', die nicht nur Revolte machen, sondern eben auch etwas zu sagen haben. Nichts mehr mit "Die Unsichtbaren" für Messer. Ein Glück.
Messer beginnen mit dem basslastigen Stück "Angeschossen", das die Sound-Richtung vorgibt. Auch die rotzigen, aber gleichzeitig klugen, deprimierten und deprimierenden Texte fallen auf: "Staub markiert den Stillstand, zeigt, dass etwas liegen bleibt ... Und bleibt doch ewig. Und bleibt." (aus: "Staub") Oder wie in "Es Gibt Etwas": "Und am Ende dieser Worte, werd ich damit leben müssen, dass ich der bin, der ich bin."
Allerdings driften die Melodien zwischen harmonisch und aggressiv weit auseinander. Songs wie "Süßer Tee", "Das Versteck Der Muräne" und die Singleauskopplung "Neonlicht" fallen durchaus eingängig aus, die zweite Single "Die Kapieren Nicht", übrigens Titelgeber der Messer-Tour, tendiert eher in Richtung Krawall. "Platzpatronen" macht genau da weiter mit Schreigesang, Flirren und dem omnipräsentem Schlagzeug.
Nenn es Post-Punk, vergleich es mit Joy Division oder Sonic Youth, bezeichne Messer als die Avantgarde. Ich sage einfach: krass. Denn das sind Texte, Melodien, Songs, an denen man lange herum zu rätseln und noch länger zu knabbern hat. Und dann stammt das Cover auch noch von Sänger Hendrik Otremba. Malen kann er auch noch. Beeindruckend.
8 Kommentare mit 8 Antworten
für mich ganz klar die beste deutschsprachige platte einer band des gesamten jahres. hammeralbum, interessante texte. komplett begeisternd.
ja puh, das schlimme ist: wahrscheinlich stimmt der erste satz sogar. der zustand deutschsprachiger rockmusik ist erbärmlich.
Rainer, der zynische Miesepeter !
da hat er aber recht. von sportfreunde stillers deppenrock über den schlagergoth unheiligs bis hin zu vhauvikram analog frei.wild gibt es derzeit unter den "stars" (hahaha) ja fast nur horror im angebot...dabei bräuchte man mal die deutschen big black oder hüsker dü/jesus & mary chain (letztere wären auch mal ne meilensteinidee)
"chauvikram" meinte ich
Die Jesus & Mary Chain-Idee würde ich unterstützen. Jetzt kommt wieder das Abwägen - "Psychocandy" oder "Darklands".
Gruß
Skywise
beide würdig. in der tat
Och, Pendikel gibt's ja auch noch. Nächstes Jahr müsste da auch wieder ne neue Platte kommen.
Klingt nicht uninteressant.
Mal zu Gemüte führen
Gruß
Skywise
des cover gefällt iwie, würd ich mir auch privant anne wand nageln, musik könnte aber zu anstrengend für mich sein, werd aber mal nen ohr riskieren
Endlich mal was gutes aufgekommen in der Bendzkesrepublik Deutschland.
Ein Fehlfarben-Gedächtnis-Basslauf ohne die überschnappende Stimme von Freund Hein (in "Neonlicht"). Tut gut. Vielleicht ist "Die Unsichtbaren" endlich die gesuchte Platte, die mehr bietet als erste und zweite Neugierde. Obwohl - jetzt singt er den letzten Satz: "Im Neonlicht nehm ich die Maske ab" und ist verdammt nah dran an Tilo Wolff. Macht trotzdem neugierig.
sorry, hab im moment keine ohren frei.
mach mir aber ein "hörzeichen"