laut.de-Kritik
Fünf nette Cover und die Wichtigkeit des Belanglosen.
Review von Ulf KubankeSchicksal und Musikgeschichte gehen mitunter seltsame Wege. Die vor gut 30 Jahren erschienene und hier als Remaster neu aufgelegte "The 5.98 E.P. - Garage Days Re-Revisited" ist, rein künstlerisch betrachtet, kaum mehr wert als eine Fußnote im Gesamtkatalog Metallicas. Manchmal allerdings schwingt sich das scheinbar Belanglose zu immenser Wichtigkeit auf. So auch hier: Ohne diese Fingerübung hätte es nachfolgende Großtaten eventuell nie gegeben.
Kalifornien im Frühsommer 1987: Die Umstände erscheinen alles andere als rosig. Cliff Burton starb vor wenigen Monaten. Die Band hat den tragischen Verlust längst nicht verarbeitet. Neuzugang Jason Newsted fremdelt noch mit der Bandchemie. Hinzu tritt der überraschende Erfolg des Meilensteins "Master Of Puppets" samt einhergehender Prominenz und gestiegener Erwartungshaltung.
Als reichte das alles noch nicht, bricht James Hetfield sich beim Skateboarden einen Arm, und das Label pocht auf eine E.P. mit frischen Tracks, damit man nicht mit leeren Händen nach Castle Donington zum baldigen Monsters Of Rock-Festival fliegen müsse. Kein Wunder, dass die Situation sich nicht gerade kreativitätsfördernd auswirkt.
Neue Tracks wollen nicht gelingen. Mit Müh und Not schneidet sich die Band einen halbgaren Song aus den Rippen, der erst später zu "Blackened" reifen wird. Warum also nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Einerseits Feeling und Motor wieder anknipsen, indem man geliebte Klopper aus der Jugendzeit einspielt. Andererseits der Plattenfirma die Cover als tolle Alternative unterjubeln.
Genau so klingt es auch. Die Bandbreite der Geehrten reicht von NWOBH (Diamond Head) über Postpunk (Killing Joke) bis hin zu den Horrorpunk-Ikonen Misfits. So richtig gewartet hat die Welt darauf nicht. Zu inspirationslos drehen Lars Ulrich & Co. die höchst unterschiedlichen Originale durch den Wolf gleichförmiger Metallicafizierung.
Worauf die Welt tatsächlich wartete, erfüllt sich als Metal gewordener Traum erst ein gutes Jahr später mit ihrem für alle Ewigkeit kompositorischen Zenit "And Justice For All". Genau hier liegt auch die Daseinsberechtigung dieser fünf nett dahergeschredderten Stücke. Ohne Wiedererweckung ihres bandeigenen Spirits, ohne neu entflammten Funken der Lust, gäbe es Glanzstücke wie "One" oder "To Live Is To Die" heute womöglich nicht.
Ob man dieses Remaster als eigenständige Veröffentlichung wirklich benötigt, hängt eher von individueller Sammlerwut als vom tatsächlichen Wert ab. Immerhin befinden sich die Lieder auch auf dem 1998 erschienenen "Garage Inc." und klingen dort nicht wesentlich schlechter.
3 Kommentare mit 9 Antworten
Sind die mal wieder pleite?
Pleite? Kann ich mir nicht ganz vorstellen...ich glaub die sind einfach nur geldgeil!
#napster4eva
ach leute....immer dieselbe leier....geldgeil...vor allem, weilman an der remasterten 5 track-ep in diesen tagen ja auch so viel verdient und es ja gar nicht schwierig ist, überhaupt die kosten rein zu bekommen.. sehr einleuchtend.
ich vermute eher, dass im rahmen des remasterings ihres gesamten katalogs (ein völlig normaler vorgang im katalog jeder relevanten band) dieses bei fans immer beliebte sammlerstück aus gründen der vollständigkeit und der obig dargelegten interen bedeutung nicht fehlen kann.
ps: was ist so schlimm daran, mit dem, was man macht geld machen zu wollen? tun wir das nicht alle? und zu recht?
Naja, wenn alle Songs bereits auf Garage Inc waren, hats schon ein Geschmäckle. Aber okay, das Sammlerstück-Argument kann man gelten lassen.
Ist doch klar, dass ein Dortmund Fan am rumheucheln ist, wenn andere Geld verdienen, weil dieser "echte Liebe" Verein sowas nieeee machen würde und immer nur die anderen böse sind. Dass so einer sich überhaupt traut einen Kommentar über wirtschaftliche Prozesse abzulassen. Ist ein wenig so als wenn Merkel über das Thema Cannabis redet.
Bemerkenswert, dass man überhaupt Leidenschaft empfinden kann, wenn 2 Großkonzerne bzw. AGs sich duellieren....
Passend zu der diskuSSion über Sonnengrüße von watain Gitarristen, kursiert Mal wieder das sehr lustige Hitlergruß-bildli von Metallica Mal schauen, ob ich es nachher verstinken kann
Warum ist die Justice so scheiße produziert? Nach der Puppets waren die Taschen doch gut gefüllt. Oder war da mal wieder Egomanie am Werk?
"Die Produktion des Albums führte nach der Veröffentlichung zu einigen Diskussionen: Zwar konnte hier ein sehr sauberer Klang erreicht werden, allerdings wurde sehr stark das weitgehende Fehlen der Bassfrequenzen kritisiert. Die tieferen Frequenzen auf diesem Album kommen zumeist – die Ausnahme stellt To Live Is to Die dar – nicht vom Bass, sondern wurden durch das Schlagzeug, insbesondere die Bassdrum, sowie die Gitarren erzeugt. Die Bassgitarre hingegen ist kaum hörbar. Diese Tatsache wird häufig mit dem Umstand erklärt, dass der Bassist Jason Newsted zum einen während des Mischens nicht anwesend war, und zum anderen zu diesem Zeitpunkt innerhalb der Band nicht als vollwertiges Mitglied akzeptiert wurde. Jason Newsted selbst erklärte das weitgehende Fehlen des Basses im Mix jedoch mit der Tatsache, dass er sein Spiel zu stark an die Rhythmusgitarre von James Hetfield angelehnt habe.
In der Vergangenheit haben Metallica in ihrem Fan-Magazin SoWhat! gesagt, dass sie das Album gerne nachträglich noch einmal neu gemischt hätten, wenn dies möglich gewesen wäre. Im Musikspiel Rock Band wurde der Bass neu für das Spiel gemischt und zusätzlich als downloadbarer Track angeboten."
quelle: wiki
OK, Danke.
"Bemerkenswert" dass für jede Furzedition alle 2 Jahre irgendwelche Klassiker neu aufgelegt werden, aber die Justice als Neuabmischung herauszubringen schafft niemand. Ist ja auch ultraaufwändig ein paar Regler neu zu justieren....
Es ist komplexer. Da damals auf Band aufgezeichnet wurde, wird es die Original-Spuren der Justice-Aufnahmen wahrscheinlich einfach nicht mehr geben.