laut.de-Kritik

Wenn die Promillewerte stimmen, warum nicht?

Review von

Manchmal kommen sie wieder - auch wenn keiner so genau weiß, warum eigentlich. Über zehn Jahre ist es her, dass Mötley Crüe-Drummer Tommy Lee der Meinung war, dass er mit dem ehemaligen (hed) Planet Earth-Fronter TiLo seinen Beitrag zum Crossover leisten müsse. In den USA war der damals schon ehemalige Pamela Anderson-Beglücker damit schnell ein gefeierter Star. In Europa hats keine Sau interessiert.

Ob sich das mit "A Public Disservice Announcement" großartig ändert (und ob sich der Erfolg in den Staaten wiederholen lässt), erscheint fraglich. Fakt ist jedenfalls, dass sich Tommy-Boy und seine Gang einen Scheiß um irgendwelche Trends scheren und einfach ein paar gemeinsame Songs aufgenommen haben, die kreuz und quer alles abdecken, was irgendwie mit Gitarren gespielt werden kann. Mal mit mehr, mal mit weniger erfolgreichem Ausgang.

Den Anfang macht "Drunk Uncle Pete", das zwischen besseren Bloodhound Gang und ausgelutschteren Smash Mouth angesiedelt ist. Partykompatibel ist das Ding auf jeden Fall, aber die volle Wirkung kommt vermutlich auch erst mit den ersten Promillewerten auf. Das folgende "Time Bomb" funktioniert hingegen auch bestens mit nüchternem Kopf und geht die Sache etwas poprockiger an.

Ist bereits hier der Mainstream-Appeal kaum zu leugnen, legt das ebenfalls nicht schlechte "Louder" noch eine Schippe drauf, bevor die abschreckende Schnullerballade "Blame" die Radiotauglichkeit auf die Spitze treibt. Dann doch lieber gefällig-relaxten Crossover-Stoff der Marke "Two Ways" oder das mit ein paar orientalischen Skalen versehene "Talk Me Off To The Edge".

In "Fight Song" brechen derbere Industrialklänge durch und erinnern tatsächlich ein wenig an Devin Townsend. Dem eifert Lee auch im breitflächigen "Only One" ein wenig nach, was durchaus seine Momente hat. Danach hätte man aber besser den Laden dicht gemacht anstatt mit "All I Wanna Do" die typische Fickificki-Nummer, mit "Back To Before" schalen Disco-Pop oder die akustische Zeitverschwendung "Party Instructions" auf Band zu zerren.

Alles in allem gibt es auf "A Public Disservice Announcement" ein paar gute und noch mehr gefällige, ganz nette Songs. Aber wie wir alle wissen, hegt 'nett' enge verwandtschaftliche Bezüge zu 'scheiße'.

Trackliste

  1. 1. Drunk Uncle Pete
  2. 2. Time Bomb
  3. 3. Louder
  4. 4. Fight Song
  5. 5. Blame
  6. 6. 2 Ways
  7. 7. Talk Me Off The Ledge
  8. 8. Only One
  9. 9. All I Wanna Do
  10. 10. Back To Before
  11. 11. Party Instructions

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