laut.de-Kritik
Sheeran-Pop aus Norddeutschland.
Review von Kai ButterweckAuf der Suche nach einheimischen Musikanten, die über den nationalen Tellerrand hinausblicken, stolpert man irgendwann ganz automatisch auch über den Namen Michael Schulte. Der gebürtige Norddeutsche hat nicht nur dieselbe Haarfarbe wie Ed Sheeran - Michael Schulte schielt auch musikalisch in eine ähnliche Richtung wie der Superstar von der Insel. Aber nicht nur Ed Sheeran, auch andere Hochkaräter wie Justin Timberlake, Justin Bieber und andere derzeit im Radio rotierende Chartspop-Größen stehen bei Michael Schulte ganz oben auf der Inspirationsliste.
Im Spätsommer 2023 braucht der Sänger ganze drei Tracks, um all jene um den Finger zu wickeln, die am liebsten mit poppigen und sehr melodisch aufbereiteten Gute-Laune-Tunes durch den Alltag spazieren. Mit seiner klaren Stimme eckt Michael Schulte nirgends an. Die süffigen Harmonien und das perfekt harmonierende Zusammenspiel zwischen Strophe, Bridge und Refrain sorgen gleich zu Beginn für mehrere Ohrwurm-Momente.
Zwei nach vorne preschende Dancefloor-Tracks ("With You", "Here Goes Nothing") und eine schunkelnde Halbballade mit eingebautem Stadion-Chorus ("Stay") geben die Richtung vor. Erinnerungen und die Frage, was am Ende noch haften bleibt, bestimmen den Titeltrack, der sich musikalisch eher reduziert präsentiert.
Michael Schulte arbeitet auch gerne mit anderen Künstlern zusammen. Gemeinsam mit Max Giesinger und der Akustikgitarre in der Hand geht's ans Lagerfeuer ("More To This Life"). Mit dem singenden Rapper Montez im Schlepptau wandelt Michael Schulte auf den Spuren von Mark Forster ("Hey"). Für einen kurzen Moment übernimmt eine Prise zu viel Kitsch das Ruder und man hat vor den Boxen ein bisschen Bange, ob der Hauptdarsteller zu weit in Richtung Belanglosigkeit abdriftet.
Die beiden gemeinsam mit R3HAB produzierten Tanznummern "Waterfall" und "Bye Bye Bye" bringen Michael Schulte zurück in die Spur. Auch wenn das anfängliche Feuer nicht mehr ganz so heftig brennt und die zweite Albumhälfte im Vergleich zum berauschenden Beginn dann doch etwas abfällt, bleibt vieles von dem, was Michael Schulte seinen Anhängern hier bietet, weitaus länger im Gedächtnis haften als etwa Vergleichbares aus dem Hause Santos.
Schulte sorgt dafür, dass die Grenzen zwischen melodischer Popmusik und tanzbaren Clubsounds verschwimmen. Dank seiner klaren Stimmfarbe und dem nahezu akzentfreien Englisch wirkt hier nichts aufgesetzt und nachgestellt. "Remember Me" ist zwar kein Fall für die Musikgeschichtsbücher. Aber sehr gut möglich, dass sich viele Chartspop-Fans von heute auch in fünf oder zehn Jahren noch an Songs wie "With You", "Here Goes Nothing" und "Stay" erinnern.
1 Kommentar
Nein. Das klingt wie Giesinger auf Englisch.