laut.de-Kritik

Madonna, stell dich hinten an!

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Kniet nieder! Miley Cyrus hat eine neue EP am Start! Zusammen mit Lady Gaga gehört sie in Zeiten, in denen alles auf das Publikum zugeschnitten wird zu einer der letzten Vertreterinnen der Spezies des Pop-Chamäleons. Allein die letzten drei Veröffentlichungen könnten nicht unterschiedlicher sein. Mit "She Is Coming" geht es nun zurück zum Pop, der aber eine gehörige Portion Trap mit auf den Weg bekommt. Kein Wunder, dass es da manch einem Fan schwindelt. Da muss man auch erst mal mit kommen.

Also wieder raus aus der Western-Fransenjacke und den Cowboystiefeln, die man sich für "Younger Now" angelegt hat, und rein in das "Never Mind The Bollocks"-Shirt. Dabei sprudelt Miley vor Energie fast über. Verspielt, frisch und frei präsentiert sie sich in den sechs neuen Songs. Zwei weitere EPs sollen in nächster Zeit folgen. Drei Geschichten einer Trilogie, die letztendlich im Album "She Is Miley Cyrus" zusammen finden sollen. Aber wer weiß schon wirklich, worauf die Sängerin in der nächsten Woche Lust hat. Dieses Unterfangen könnte genauso scheitern, wie einst David Bowies "Nathan Adler Diaries".

Gemeinsam mit Andrew Wyatt (Liam Gallagher, Lady Gaga, Lorde), einem Fünftel Wu-Tang Clan (Ghostface Killah und RZA), RuPaul, John Cunningham, Swae Lee (Rae Sremmurd) und Mike WiLL Made-It entstand eine zwanzigminütige Sommersause. Der scheinbar unverzichtbare Mark Ronson, mit dem sie Ende des letzten Jahres dessen Hit "Nothing Breaks Like A Heart" veröffentlichte, darf ebenso wenig fehlen.

Miley verschwendet keine Zeit und kommt mit "Mother's Daughter" sofort auf den Punkt, wendet sich von dem zuletzt allzu braven Country-Image ab. "Don't fuck with my freedom / I came back to get me some / I'm nasty, I'm evil", singt sie wiedererstarkt. Dazu eine mitreißende Pop-Melodie, unterlegt mit subtilen Beats, für den alleine sich diese EP bereits lohnt. So geht selbstbewusster Pop im Jahr 2019. Madonna, stell dich mit "Madame X" schon mal ganz weit hinten an. Ein fester Platz in meinen Jahresendcharts dürfte diesem Track nur schwer zu nehmen sein.

Das von RZA und John Cunningham produzierte "D.R.E.A.M." nimmt direkten Bezug zum Wu-Tang-Klassiker "C.R.E.A.M." ("Enter The Wu-Tang (36 Chambers)"), zitiert diesen gar kurz im Text und Song. Damals rulte cash noch everything around me, nun sind es die drugs. Munter erzählt die alte Kifferin von ihren Drogenerfahrungen. Überraschung: Ghostface Killahs kurzer Part stellt ein klares Highlight des Albums dar. Nein, wer hätte das gedacht.

Ein Ball, den gleich darauf RuPaul aufnimmt. Mit "Cattitude" folgt ein Duell, in dem die legendäre Drag Queen und Cyrus über ihre sexuellen Wünsche und der Liebe zu ihren Genitalien rappen. Dazu der schicke Satz "I love you, Nicki, but I listen to Cardi". Das Ergebnis macht zwar Laune, aber am Ende bleibt nur eine Erkenntnis: Miley hat sich bemüht, zieht aber deutlich den Kürzeren.

Im Sonnenuntergang namens "Party Up the Street" findet sich Miley zusammen mit Swae Lee und Mike WiLL Made-It im gesungenen Instagram-Filter wieder. Eine entspannte Meditation für die Strandbar des Vertrauens, in der sich die Protagonisten perfekt ergänzen. "Mach mal mehr Hall auf den Gesang." - "Aber ich hab doch schon..." - "MACH MAL MEHR HALL AUF DEN GESANG!!"

Die EP-Länge steht Miley Cyrus ausgezeichnet. Kurze Schwächephasen wie auf dem psychedelischen "Miley Cyrus And Her Dead Petz" lässt diese gar nicht erst zu. Auf diese Weise wird "She Is Coming" zu ihrem bisher besten Release. Wenn sie diese Energie aufrecht erhält, können wir uns nur auf die folgenden EPS und "She Is Miley Cyrus" freuen.

Trackliste

  1. 1. Mother's Daughter
  2. 2. Unholy
  3. 3. D.R.E.A.M.
  4. 4. Cattitude
  5. 5. Party Up the Street
  6. 6. The Most

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