laut.de-Kritik
Danke, Trump!
Review von Tom KüppersFrei nach Altkanzler Adenauer: Was interessiert ihn sein Geschwätz von gestern? Schon vor über einer Dekade hat Mastermind Al Jourgensen mit "The Last Sucker" das Ende von Ministry propagiert, nur um ein paar Jahre später mit neuer Musik und frischem Elan wieder an den Start zu gehen.
Der tragische Tod von Gitarrist Mike Scaccia kurz vor Weihnachten 2012 änderte das schlagartig. Nach dem posthum zu dessen Ehren veröffentlichten "From Beer To Eternity" verkündet Onkel Al, tief getroffen von dem Verlust seines engen Freundes, erneut das Ende der Band. Und dann kommt Trump an die Macht.
Gut, zwischendurch gab es auch noch (mal wieder) diverse Substanzprobleme und eine Scheidung, doch am Morgen des 9. November 2016 steht Jorgensen auf, schüttelt den Kopf über das Wahlergebnis und beschließt, dass diese Welt genau jetzt dringend ein neues Album von Ministry braucht. Danke, Donald. "AmeriKKKant" sei aber weniger Anti-Trump, verkündet der Frontmann, sondern mehr gesellschaftliche Reflektion. Getreu dem Motto "Menschheit, willst du echt so sein?".
Mit Ministry-Album Nummer 14 liefert Jourgensen eines der zugänglichsten Werke seiner Karriere ab. Überlange Songs wie "Twilight Zone" oder "Wargasm" (mit Gastperformance von Fear Factory Sänger Burton C. Bell) bleiben schlüssig. Ein Song wie "Antifa" erinnert sogar an das an Überalbum "Psalm 69", die üppig eingesetzten Sprachsamples, beispielsweise aus dem Munde des amtierenden amerikanischen Präsidenten oder von Mitgliedern des KKK sorgen für einen roten Faden. Das rasante "We're Tired Of It" wildert sogar in Thrash-Metal-Gefilden.
Nüchtern betrachtet ist "AmeriKKKant" inhaltlich wie musikalisch mehr oder weniger die Fortführung des Bekannten. Natürlich ist das von Jourgensen co-kreierte Genre Industrial-Rock heutzutage wesentlich extremer, krachiger. Doch wo sich andere eine Materialschlacht liefern, beschränkt sich der 59-Jährige auf seine bewährten, effektiven Stilmittel. Riffs werden bis zum Anschlag verzerrt, Live-Drums und Computer prügeln sich um die Wette, die Sampler feuern wirre Sounds und Collagen ab – das klingt insgesamt angenehm vertraut.
Mit "AmeriKKKant" deutet Al Jourgensen an, dass er vor dem Erreichen der Rente noch mal ein ganz dickes Ding zünden will. So gesehen ein vielversprechender Schritt in die richtige Richtung.
9 Kommentare mit 8 Antworten
Die üblichen Trollkommentare in 3...2...1
Geile Platte!
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
Ministryyyyy! Geil!
allenfalls durchschnittliches album, 2 oder 3 zähler wären angebracht.
(wurde das album hier gestern nicht noch mit 5 sternen von herrn küppers bewertet?)
Nee, waren immer Vier. Zugegeben: Mit Fan-Bonus.
Für Ministry ist mittlerweile wohl bald wirklich jeden Tag Halloween, so viel Schwarz hab ich selten für die Zukunft einer Band gesehen. Für mich zu viele Songs, die (manchmal trotz Überlänge) nirgends hingehen, sich in platt wirkenden Pauschalkritiken verrennen oder einfach nicht scharfzüngig genug sind. Schade, hatte mich darauf eingestellt, endlich mal wieder etwas von Ministry gut zu finden.
hätte es nicht besser formulieren können
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.